Pfusch beim U-Bahnbau in Köln Personelle Konsequenzen

Wegen der Pfusch-Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Kölner U-Bahnbau stellen die Verkehrsbetriebe (KVB) und die Stadt die Zusammenarbeit mit den zuständigen Baufirmen auf den Prüfstand.

Es sei bislang nicht klar, wie die sogenannte ARGE Los Süd künftig Missstände verhindern wolle, erklärte die KVB nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrats am Dienstag. Das weitere Vorgehen werde gemeinsam mit der Stadt Köln intensiv geprüft.

Techniker arbeiten derweil unter Hochdruck daran, die U-Bahn-Baustellen in der Innenstadt trotz fehlender Stahlbügel auch gegen ein mögliches Rhein-Hochwasser zu rüsten. An der Haltestelle Heumarkt sollen bis zum Wochenende zusätzliche Querversteifungen an den Grubenwänden angebracht werden. Im Notfall könnte die unterirdische Baustelle auch geflutet werden, um den Druck durch ein möglicherweise steigendes Grundwasser zu mindern.

Das seien jedoch nur vorsorgliche Maßnahmen, hieß es bei der KVB. Bislang sei weder klar, ob die Mängel beim Bau wirklich ein Risiko bei Hochwasser darstellten. Noch sei aktuell ein steigender Grundwasserspiegel zu erwarten. Nach Angaben der städtischen Hochwasserschutz-Zentrale muss bei zunehmender Schneeschmelze und möglichen Niederschlägen langfristig allerdings mit höheren Pegel-Ständen gerechnet werden.

Eisenbügel gestohlen

Knapp ein Jahr nach dem Einsturz des Stadtarchivs, der mit dem U-Bahn-Bau in Verbindung gebracht wird, ist die Verunsicherung in der Bevölkerung groß. Den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge sollen auf Weisung eines Poliers Eisenbügel gestohlen und an einen Schrotthändler verkauft worden sein, statt sie in die Außenwände des Bahn-Schachts nahe des Historischen Stadtarchivs einzubauen.

Auch an der Haltestelle Heumarkt fehlen der Stadt zufolge rund 80 Prozent der stabilisierenden Stahlbügel. Als Ursache für den Einsturz des Stadtarchivs vom 3. März, bei dem zwei Menschen starben, gilt dies aber nicht. Die zuständige Baufirma Bilfinger Berger hat nach Bekanntwerden der Pfuschereien personelle Konsequenzen gezogen und neben dem Polier eigenen Angaben zufolge auch den zuständigen Bauleiter und Oberbauleiter freigestellt.

Die Arbeit an der Aufklärung der Vorgänge sei in vollem Gange, sagte ein Sprecher am Dienstag. Dazu zählten auch Vorwürfe, denen zufolge Vermessungsprotokolle für sogenannte Schlitzwand-Lamellen in den drei Baugruben Waidmarkt, Heumarkt und Rathaus systematisch manipuliert worden sein sollen. Die Kölner Staatsanwaltschaft wollte sich dazu am Dienstag nicht äußern. Im Rahmen der Ermittlungen würden viele Dinge überprüft, sagte ein Sprecher.

Roters will rasche Aufklärung

Oberbürgermeister Jürgen Roters verlangt angesichts der zunehmenden Verunsicherung in der Bevölkerung rasche Aufklärung. Am Montag hatte er den Vorstandsvorsitzenden des Bauunternehmens Bilfinger Berger, Herbert Bodner, in einem Schreiben zu einer Stellungnahme aufgefordert. "Täglich wächst die Angst, weil immer neue Mängel bei der Bauausführung bekanntwerden", schrieb Roters.

APN
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