Quelle-Erbin Schickedanz Milliardärin mit Zukunftssorgen

Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz befürchtet den Verlust ihres gesamten Vermögens, wenn die Rettung des Mutterkonzerns Arcandor scheitern sollte. Sie müsse sich schon stark einschränken und spare, wo sie könne. "Wir leben von 500 bis 600 Euro im Monat", sagte sie in einem Interview.

Panik bei der Quelle-Erbin: Madeleine Schickedanz befürchtet den Verlust ihres gesamten Vermögens, wenn die Rettung des Mutterkonzerns Arcandor scheitern sollte. "Ich hafte mit meinem ganzen Vermögen und meinen Immobilien, mit allem, was auf meinen Namen eingetragen ist", sagte die 65-Jährige der "Bild am Sonntag".

Schon jetzt habe sie sehr viel Geld verloren: Ihr KarstadtQuelle-Aktienpaket sei in der Spitze drei Milliarden Euro wert gewesen. Heute seien es gerade noch 27 Millionen Euro. "Hinzu kommen 170 Millionen Euro Verlust aus meinem Privatvermögen für eine Kapitalerhöhnung bei Arcandor im Jahr 2004 und noch zusätzlich ein dreistelliger Millionenbetrag, um das Unternehmen danach zu stabilisieren".

"Wenn die Rettung scheitert, verliere ich alles"

Schickedanz bedauerte, in der Öffentlichkeit als Milliardärin zu gelten. Aber das sei falsch. "Ich bin eine Mittelständlerin, die wie viele Unternehmer privates Geld und Vermögen in die Firma investiert hat." Sie sagte, sie sei für die Zukunft nicht abgesichert. "Wenn die Rettung von Arcandor scheitert und die Banken die Kredite fällig stellen, verliere ich alles - Häuser, Aktien, Beteiligungen an anderen Firmen. Ich bekäme mit meinen 66 Jahren noch nicht einmal Rente." Auf die Frage des Bams-Reporters, nach den Gemälden, Schmuck und anderen Wertsachen, die sich in der fränkischen Villa befinden, antwortete Schickedanz: "Mein Mann sammelt seine Kunst, die Bilder gehören ihm. Im Übrigen haben wir Gütertrennung, weil er bei der Heirat nichts von meinem Vermögen haben wollte."

Die einstige Milliardärin muss sich nach ihren Worten jetzt schon stark einschränken spare, wo sie könne. "Wir leben von 500 bis 600 Euro im Monat. Wir kaufen auch beim Discounter. Gemüse, Obst und Kräuter haben wir im Garten."

"Die Kontrolle verloren"

Madeleine Schickedanz räumte auch persönliches Versagen ein: "Ich habe viel zu spät gemerkt, dass ich die Kontrolle verloren hatte. Und ich hätte schon viel früher Themen wie Internet im Versandhandel und die Zukunft und Veränderung der Kaufhäuser angehen müssen. Das mache ich mir zum Vorwurf." Doch die Fehler im operativen Geschäft habe das Management zu verantworten. Offen räumte sie ein, dass ihre Kinder ihr Vorwürfe wegen des verloren gegangenen Erbes machten: "Meine Kinder glauben, ich hätte mich zu wenig um den Konzern gekümmert."

Für Arcandor wird die Zeit indes knapp. Wenige Wochen vor der geplanten Vorlage eines Konzeptes zur Rettung des insolventen Handels- und Tourismusunternehmens fehlt immer noch die dringend benötigte Zusage eines Investors.

"Noch nie war das Zerschlagungs-Szenario so nah, wie heute", sagte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Auch aus Sicht des Analysten Sebastian Hein vom Bankhaus Lampe läuft derzeit alles auf eine Zerschlagung hinaus.

AP/DPA

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