Rekordtemperaturen am Wochenende Bahn erleidet Hitzekoller

Vor zwei Jahren erlebte das Staatsunternehmen einen Horrorsommer. Bis zu 70 Grad heiß wurde es in den Waggons. Die erste Hitzewelle des Sommers ruft Erinnerungen wach. Zahlreiche Züge fallen aus.

Wegen der Hitzewelle und Rekordtemperaturen sind bei der Bahn erst Klimaanlagen und dann zahlreiche Züge ausgefallen. Es kam zu zahlreichen Verspätungen. Rettungskräfte der Feuerwehr evakuierten nach einem Bericht lokaler Medien am Sonntag kurz vor 22 Uhr auf dem Bahnhof in Münster einen IC auf dem Weg nach Hamburg. Die Waggons seien geräumt worden, "damit da keiner im Zug kollabiert", zitierte MünsterscheZeitung.de einen Sprecher des Staatsunternehmens. Eine Person sei ins Krankenhaus gebracht worden. Weil es im Zug zu heiß und zu voll gewesen sei, hätten viele der mehr als 500 Reisenden über Kreislaufprobleme geklagt. Die Fahrgäste hätten ihre Fahrt in Richtung Hamburg noch in der Nacht zum Montag mit einem Ersatzzug fortsetzen können.

Am Sonntag führten streikende Klimaanlagen bundesweit zu mehreren Zugausfällen. In Nordrhein-Westfalen gab es diverse Störungen, unter anderem einen Komplettstopp eines ICEs in Aachen. Dem Unternehmen zufolge wurden bei rund 800 Fernverkehrsfahrten gut zwei Dutzend Züge gestrichen oder auf Teilstrecken aus dem Verkehr genommen. Das entspreche einer Ausfallquote von fast vier Prozent. In anderen Fällen wurden Passagiere innerhalb eines Zuges auf andere Wagen verteilt, wenn die Klimaanlage in Teilen des Zuges streikte. Ein Bahnsprecher hatte am Sonntag der Nachrichtenagentur DPA gesagt: "Wir sind relativ gut durch diesen heißen Sonntag gekommen."

Chaos in Nordrhein-Westfalen

Nach Darstellung des Unternehmens stiegen nicht nur die Temperaturen in den Zügen. Es waren zudem so viele Menschen unterwegs, dass einige Züge teilweise überbesetzt waren. Schwerpunkt sei Nordrhein-Westfalen mit dem Ende der Ferien gewesen. Ohnehin befördere die Bahn freitags und sonntags die meisten Fahrgäste, die Steigerung liege an diesen Tagen bei bis zu 30 Prozent, sagte ein Sprecher. Fälle, in denen Fahrgäste ernste gesundheitliche Probleme gehabt hätten, seien vom Wochenende nicht bekannt. Das Unternehmen stellte Entschädigungen und Kulanzleistungen für betroffene Fahrgäste in Aussicht.

Besonders strapaziert wurden am Sonntag zum Beispiel die Nerven von Fahrgästen auf dem Weg von Bremen nach Berlin. Ab Hannover hatten drei Anschlusszüge Richtung Hauptstadt Verspätung - teils deutlich mehr als eine Stunde. Die Bahnen waren zum Teil überfüllt, Menschen saßen auf den Gängen. Um überhaupt in die richtigen Züge im Bahnhof Hannover zu kommen, hatten Fahrgäste zuvor wiederholt Bahnsteige und Züge wechseln müssen. Schwitzende Passagiere - einige mit Kindern - sprachen von Chaos und beklagten fehlende Informationen der Bahn.

In Dortmund holte die Bundespolizei Fahrgäste aus einem völlig überfüllten Zug in Richtung Berlin, damit dieser sich überhaupt in Bewegung setzen konnte. Das sei nicht ungewöhnlich - denn aus Sicherheitsgründen dürfe nur eine bestimmte Anzahl an Passagieren transportiert werden, erklärte ein Bahn-Sprecher. Trotz anhaltender Hitze auch am Montag seien bis zum Mittag keine Ausfälle gemeldet worden, sagte der Sprecher. Die Quote bei Zugausfällen pro Jahr liege bei unter einem Prozent.

Panik und Tumulte im Sommer 2010

Vor zwei Jahren sorgte die Bahn für negative Schlagzeilen, weil Klimaanlagen in Massen ausfielen. In ICE-Zügen wurden Temperaturen von bis zu über 70 Celsius gemessen. In insgesamt 43 Zügen waren die Klimaanlagen teils oder völlig ausgefallen, was zu einer Überhitzung der Wagen führte. Es kam zu chaotischen Szenen in den Zügen. Teilweise reagierten Passagiere panisch. Zwischen Hannover und Bielefeld waren im Juli 2010 Fahrgäste in dem ICE kollabiert. Vom Hauptbahnhof Bielefeld aus waren damals neun Jugendliche ins Krankenhaus gebracht worden, einige hatten Infusionen erhalten. Insgesamt waren 27 Schüler medizinisch versorgt worden. Die Bahn bestellte daraufhin ICEs einer neuen Generation.

Bundesweit liefen wegen der Hitze-Pannen der Bahn acht Ermittlungsverfahren bei der Bundespolizei. Die 27.000 betroffenen Passagiere bekamen von der Bahn Entschädigungen im Wert von knapp vier Millionen Euro. Im Frühsommer 2011 hatte es erneut rund 20 Mal Probleme mit der Klimaanlage bei ICE-Zügen gegeben.

DPA
tso/DPA

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