Tausende Weihnachtsmänner, Elfen, Tannenbäume und Rentiere sind am Samstag durch New York City gezogen. Nur wer ein weihnachtliches Kostüm trägt, darf an der SantaCon teilnehmen. Bei der Parade mit anschließender Kneipentour treffen sich jährlich rund 30.000 feierwütige Menschen. Einst als antikapitalistische Veranstaltung ins Leben gerufen, ist die vorweihnachtliche Riesen-Party inzwischen zu einem Saufgelage geworden, das viel Kritik auf sich zieht.
SantaCon als Kritik an Kommerzialisierung gedacht
Die Veranstalter beschreiben die SantaCon auf ihrer Seite als "wohltätige, unpolitische, unsinnige Weihnachtsmann-Konferenz", deren Ziel es sei, "absurde Freude zu verbreiten". Mit dem ursprünglichen Gedanken der Veranstaltung hat die heutige Version nichts mehr zu tun. Die erste SantaCon fand 1994 in San Francisco statt, inspiriert von der Aktion einer dänischen Theatergruppe. Als Weihnachtsmänner verkleidet, hatten die Aktivisten einst ein Kaufhaus besetzt und Bücher aus den Läden entnommen, um diese an die Kunden zu "verschenken".
Die Gruppe aus San Francisco griff die Idee auf andere Weise auf. "Die Idee war, das Konzept von Weihnachten durcheinanderzubringen", zitiert die Deutsche Presse-Agentur John Law, Mitgründer der ersten SantaCon. Die Weihnachtsmänner stürmten einen Ballsaal, zogen durch Kaufhäuser und hängten eine Weihnachtsmann-Puppe an eine Straßenlaterne. Die Grundidee war, "einen kleinen Spott über einen beschissenen Feiertag zu machen, der nachweislich auf einer unheiligen Allianz aus religiöser Heuchelei und kaufmännischer Lust beruht." Das Event sollte eine Demonstration gegen die Kommerzialisierung von Weihnachten sein.
Vandalismus und Ausschreitungen in New York
Mittlerweile wird die SantaCon in mehr als 350 Städten und 50 Ländern der Erde zelebriert, jeweils mit unterschiedlichen Versionen und Interpretationen. Die größte – und auch die berüchtigtste – Veranstaltung findet seit 1998 in New York City statt. Das Event in der Metropole ist jedes Jahr von Vandalismus und Ausschreitungen geprägt und hat daher einen besonders schlechten Ruf. Der Umzug ist laut dem britischen "Guardian" zu einer Veranstaltung geworden, vor der zahlreiche New Yorker sich fürchten, eine "Einladung zu Massenschlägereien, Erbrechen auf der Straße und öffentlicher Unzucht". Die "New York Times" beschrieb die Party als "eine ganztägige Kneipentour, die mit guter Laune beginnt und für viele unweigerlich in einem verschwommenen, alkoholgetränkten Dunst endet".

Auf der offiziellen Webseite der Veranstaltung gibt es einen Verhaltenskodex. Darunter Punkte wie "Santa verbreitet Freude, keinen Terror, kein Erbrochenes und keinen Müll" oder "Santa respektiert die Stadt: Er pinkelt nicht auf die Straße und fängt keine Streitereien an". In der Praxis werden diesen Regeln aber oftmals keine Beachtung geschenkt. Jedes Jahr klagen die Anwohner, dass die Feiernden eine Spur der Verwüstung zurücklassen, in der Öffentlichkeit urinieren und Eigentum zerstören. Es kam immer wieder zu Festnahmen, unter anderem wegen Körperverletzung und Waffenbesitz.
Polizei warnte Feierwütige im Voraus
Die Teilnehmer der SantaCon seien laut den Organisatoren "zum größten Teil verantwortungsbewusste, kreative und gemeinschaftsorientierte New Yorker". Die Veranstaltung habe sich in den letzten Jahren "deutlich zum Besseren verändert", betonen sie auf Anfrage des "Guardian". Seit zehn Jahren werden die Einnahmen aus den Ticketverkäufen (15 Dollar pro Person) an verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen in der Stadt verteilt. Nach Angaben der SantanCon-Webseite seien dabei in den letzten zehn Jahren mehr als 90.000 Dollar zusammengekommen.
2020 wurde das Event ausgesetzt, 2021 fand die Parade wieder satt. Die Impfnachweise, die dabei erforderlich waren, seien dieses Jahr nicht mehr nötig gewesen, berichtet die "New York Post". Die Polizei, die bei den vergangenen Events verstärkte Präsenz gezeigt hat, meldete sich dieses Jahr bereits im Voraus mit einer Warnung. "Wir werden da draußen sein und sicherstellen, dass Sie sich benehmen", teilten die Beamten auf Twitter mit. Festnahmen habe es aber in diesem Jahr keine gegeben, sagte die Polizei nach dem Event der britischen "Daily Mail".
Und auch sonst blieben größere Schlagzeilen aus. Die Tausenden kostümierten Menschen trafen sich morgens um zehn am Broadway, um danach gemeinsam durch die Stadt zu ziehen und bis in die späten Abendstunden zu feiern. 65 Clubs und Bars nahmen teil. Mit dem Ticket erhielten die Weihnachts-Fans freien Eintritt in die Locations, in denen es überwiegend friedlich zuging.
Quellen: "Daily Mail", "New York Post", "New York Times", "SantaCon (I)", "SantaCon (II)", "The Guardian"