Schmuddelwetter Trotzige Urlauber

Nur wenige Urlaubsgäste an der deutschen Küste denken an Abreise. Das nass-kalte Sommerwetter scheint ihnen die Laune nicht zu vermiesen. Bei einigen Touristen liegen die Nerven aber doch blank.

Das nass-kalte Sommerwetter scheint den Touristen im Norden die Laune nicht zu vermiesen. Nur wenige Gäste denken an Abreise, ergab eine nicht repräsentative Umfrage der Deutschen Presse-Agentur am Montag unter Urlaubern in Schleswig-Holstein und Hamburg. Man sei darauf vorbereitet, dass im Norden nicht immer die Sonne scheint und Badewetter lockt, hieß es bei vielen Touristen.

"Unsere Kinder buddeln auch am Strand von Laboe, wenn die Sonne nicht scheint", sagt Dieter Stein aus Frankfurt/Main, der einen Einkaufsbummel mit Ehefrau und den vier und sechs Jahre alten Söhnen in der Kieler Innenstadt macht: "Wir stöbern in den Sommerschnäppchen der Bekleidungsgeschäfte und profitieren vom schlechten Umsatz mit Sommerklamotten."

"Sicher wäre es mit Sonne schöner"

Ähnlich optimistisch zeigt sich auch Eduard Mangold aus Termitz in Österreich, der mit seiner Familie am Montagvormittag auf der Alster schippert: "Sicher wäre es mit Sonne schöner, aber so geht es auch." Enttäuscht ist der Familienvater nicht: "Hamburg ist bei jedem Wetter eine Reise wert." Seine Frau Gertrude ergänzt: "Wir waren vorbereitet und haben nichts anderes erwartet." Deutliche Worte findet ein Urlauber im schleswig-holsteinischen Binnenland: "Das Wetter ist eben hier genau so beschissen wie auf der Wasserkuppe", meint der Pensionär aus dem hessischen Fulda, der mit seiner Frau die Landesmuseen Schloss Gottorf in Schleswig ansteuert.

Heike und Dirk Brinkmann, ein Ehepaar aus dem niedersächsischen Großefehn (Kreis Aurich), hat es sich mit Wohnmobil und Kajaks auf dem Campingplatz bei Haithabu/Schleswig gemütlich gemacht: "Wir sind treue Schlei-Urlauber." Auch Rosi Schönebäumer und Wolfgang Fleer sind in diesem Jahr das 15. Mal an der Schlei. "Wir kommen immer wieder gerne her, 30 Grad Hitze brauchen wir sowieso nicht", erläutert Schönebäumer.

Dass die Nerven bei einigen Gästen aber doch blank liegen, berichtet die Kellnerin eines Restaurants auf der Nordseeinsel Sylt. Zankende Kinder und streitende Eltern hat sie schon mehrfach beobachtet. "Die Scheidungsanwälte werden nach dieser Urlaubszeit wohl mehr zu tun haben", lautet ihr Fazit. Die vierköpfige Familie von Hans-Jörg Lohbrunner aus Berlin hat nach eineinhalb verregneten Wochen in Friedrichskoog keine Lust mehr und denkt an Heimreise: "Ich glaube, wir brechen den Urlaub ab", sagt der Familienvater.

Kaum Arbeit für Rettungsschwimmer

Kopfschüttelnd reagiert Martin Platzer auf den schon fast herbstlichen Sommer. Der Rettungsschwimmer aus dem Südschwarzwald, der seit 1998 regelmäßig in Timmendorfer Strand auf die Badegäste achtet, hat in diesem Jahr nur wenig zu tun: Er bewacht lediglich die Möwen, die lustlos am kalten Ostseewasser sitzen.

DPA
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