Vor einem indonesischen Gericht hat am Montag der Prozess gegen einen mutmaßlichen Drahtzieher der Bombenanschläge von Bali begonnen. Imam Samudra wird vorgeworfen, die Anschläge vom 12. Oktober geplant und ausgeführt zu haben. Seine Anwälte und die Polizei erklärten, der 32-Jährige habe die Taten gestanden.
Der Prozess fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen auf Bali statt. Rund 50 bewaffnete Polizisten patrouillierten vor dem Gerichtsgebäude, in der Umgebung wurden Straßensperren errichtet. Samudra soll ein führendes Mitglied der Terrorgruppe Jemaah Islamiyah sein, der Verbindungen zur El Kaida vorgeworfen werden. Bei einem Schuldspruch droht ihm die Todesstrafe. Bei den Anschlägen waren 202 Menschen ums Leben gekommen, die meisten davon ausländische Touristen.
Staatsanwaltschaft: Bali-Anschläge Teil eines Krieges gegen USA
Als Teil eines Krieges gegen die USA hat die indonesische Staatsanwaltschaft am Montag die Anschläge auf der Ferieninsel Bali im Oktober bezeichnet.
Der wegen der Anschläge mit mehr als 200 Toten angeklagte Imam Samudra habe vorsätzlich terroristische Verbrechen geplant, organisiert und ausgeführt, sagte der Staatsanwalt bei der Eröffnung des Verfahrens gegen den 33-jährigen Computerexperten. Samudra und ein weiterer Angeklagter, der in einem zweiten Verfahren vor Gericht steht, sind Anhänger des radikalen moslemischen Geistlichen Abu Bakar Bashir, der die indonesische Jemaah Islamiah anführt und für die Attentate verantwortlich gemacht wird. Ihre Verbindung zu der Gruppe ist in der 43-seitigen Anklage nicht erwähnt. Indonesien ist das größte moslemische Land auf der Welt.
"Der Angeklagte hat gesagt, dass es einen großen Plan gibt, Krieg gegen die Vereinigten Staaten zu führen", sagte der Staatsanwalt. Samudra habe mehrere Treffen organisiert, bei denen die Anschläge auf der größten indonesischen Ferieninsel vorbereitet worden seien. Am 12. Oktober waren drei Bomben in Kuta explodiert und hatten unter anderem ein großes Nachtlokal zerstört. Unter den 202 Toten waren 89 Australier. Angehörige der Opfer waren nach Denpasar auf Bali gekommen, um das Verfahren zu verfolgen. "Leuten wie ihm sollten von hinten eine Kugel durch den Kopf gejagt werden", sagte ein 30-jähriger Australier, der bei den Attentaten zwei Brüder und eine schwangere Schwägerin verloren hat.
Verteidiger: Samudra hatte die Idee für die Attentate
Samudra habe gestanden, die Idee für die Attentate gehabt zu haben, sagte dessen Verteidiger. Die Verteidigung protestiere aber dagegen, dass das Gericht Anti-Terror-Gesetze anwenden wolle, die nach den Attentaten erlassen wurden, und dass in die Ermittlungen gegen den Angeklagten ausländische Polizei einbezogen worden seien. Indonesien hatte international für seine schnelle, gründliche und offene Ermittlungsarbeit nach den Anschlägen Anerkennung erhalten. Mehr als 30 moslemische Militante wurden festgenommen. Menschenrechtsgruppen werfen der Justiz vor, Hinweisen auf andere Verdächtige nicht ausreichend nachgegangen zu sein.
Samudra betrat den provisorisch für die Bali-Verfahren eingerichteten Gerichtssaal in einem weißen T-Shirt und mit einer kleinen weißen Kopfbedeckung, wie sie für religiöse Moslems typisch ist. Er grüßte das Gericht auf Arabisch und rief dann seinen Verteidigern laut "Gott ist groß" zu. Sollte er in den Anklagepunkten schuldig gesprochen werden, droht ihm die Todesstrafe. Nach der Verlesung der 43-seitigen Anklage wurde das Verfahren auf Donnerstag vertagt. Am Nachmittag sollte im gleichen Gerichtssaal gegen den 40-jährigen Mechaniker Amrozi weiter verhandelt werden, der für das Attentat einen Lieferwagen zur Bombe umgebaut haben soll.