TEST Jeder vierte Tunnel mangelhaft

Beim neuen Tunnel-Test des ADAC ist jeder vierte der untersuchten Tunnels als bedenklich oder mangelhaft eingestuft worden.

Bei einem Tunnel-Test des ADAC ist jeder vierte der untersuchten Tunnels als bedenklich oder mangelhaft eingestuft worden. Als Hauptmängel monierten die Prüfer, dass die Hälfte der getesteten Tunnels einröhrig war und viele keine Fluchtwege aufwiesen, teilte der Automobilclub in München mit. Vorhandene Fluchtausgänge waren häufig zu weit voneinander entfernt. Als sichersten Tunnel lobten die Experten den Farchant-Tunnel bei Garmisch-Partenkirchen, der Testverlierer liegt in Spanien. Getestet wurden 16 Bauwerke in sieben europäischen Ländern.

Fünf Tunnels schnitten gut oder sehr gut ab, sieben erhielten die Note ausreichend, drei wurden als bedenklich und einer als mangelhaft bewertet. Große Probleme, überhaupt zu testen, gab es bei italienischen Tunnelbetreibern. Bei sieben Tunnels ersuchte der ADAC um eine Testerlaubnis, nur für den nagelneuen Morgex-Tunnel wurde sie auch erteilt.

Testsieger wurde mit 95,7 Prozent der möglichen Punktzahl der im Mai 2000 fertig gestellte Farchant-Tunnel bei Garmisch- Partenkirchen. Ihm dicht auf den Fersen folgte der Tunnel Kaisermühlen (93 Prozent) in Wien. Der vor einem knappen halben Jahr eröffnete mit 24,5 Kilometer weltweit längste Laerdal-Tunnel (Norwegen) dagegen landete mit 67,1 Prozent der Maximalpunktzahl und der Note »bedenklich« auf dem drittletzten Rang.

Der Testverlierer ist in Spanien. Mit 41,8 Prozent und »mangelhaft« fiel der Tunnel Monrepos (bei Saragossa) glatt durch. Hier gab es weder Pannenbuchten noch Standstreifen, keine Sicherheitselektronik und auch keine ordentlichen Brandschutzeinrichtungen.

Prüfung sicherheitsrelevanter Einrichtungen

Das unabhängige Expertenteam hatte in Zusammenarbeit mit dem ADAC eine Check-Liste mit Bewertungskriterien entwickelt. Die Tester waren unterwegs in Dänemark (ein Tunnel), Deutschland (drei), Italien (einer), Norwegen (einer), Österreich (vier), der Schweiz (drei) und Spanien (drei).

Dort überprüften sie alle sicherheitsrelevanten Einrichtungen, Überwachungs-, Branderkennungs-, Brandschutztechnik sowie das Krisenmanagement einschließlich der Effektivität der Feuerwehren.

Der ADAC forderte für die Sicherheit von Straßentunnels international verbindliche Mindeststandards. Noch immer gelten in fast jedem EU-Land unterschiedliche nationale Richtlinien, kritisierte der Club.

Deutsche Tunnel schneiden gut ab

Deutsche Straßentunnel sind dagegen nach Einschätzung des ADAC relativ sicher. So schneiden vier der sechs bei ADAC-Tunneltests 2000 und 2001 geprüften deutschen Verkehrsröhren mit dem Urteil »sehr gut« und zwei mit »ausreichend« ab.

Bewertet wurden unter anderem Tunnelsysteme, Zustand, Verkehrsüberwachung und Fluchtwege.

So verfügt der Elbtunnel in Hamburg aus dem Jahr 1975 mit 150 Unfällen pro Jahr über drei Röhren; nach der in rund einem Jahr geplanten Fertigstellung einer vierten Röhre gibt es keinen Gegenverkehr mehr.

Der 2,5 Kilometer lange Engelbergtunnel, ein Nadelöhr (A 8/A 81) bei Stuttgart mit elf Unfällen jährlich, verfügt nach aufwendigen Ausbauten über zwei Röhren mit Standstreifen. Bei dem 3,3 Kilometer langen Tunnel Königshainer Berge (A 4) nordwestlich von Görlitz aus dem Jahr 1999 gibt es laut ADAC außerdem Ampeln, die bei der Benutzung der Notrufeinrichtung automatisch auf Gelb schalten. Der Farchant-Tunnel an der B 2 zwischen Murnau und Garmisch-Partenkirchen hat neben zwei Röhren und einer nicht brennbaren Fahrbahn auch eine automatische Erkennung von Staus.

Asphalt aus brennbarem Material

Lediglich »ausreichend« erhielten bei diesen Tests lediglich der Heslach-Tunnel, eine Stuttgarter Stadt-Verbindung, und der Saukopf-Tunnel bei Weinheim in Baden-Württemberg (B 38). Kritisch merken die Tester hier unter anderem an, dass die Straße mit Asphalt aus brennbarem Material bestehe.

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