Die US-Regierung lässt offen, ob sie den Fall des erschossenen schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin nach dem umstrittenen Freispruch des Todesschützen vor ein Bundesgericht bringt. Allerdings bezeichnete Justizminister Eric Holder den Fall am Montag in einer Rede vor etwa 14.000 Mitgliedern einer afroamerikanischen Studentinnenverbindung in Washington als "tragisch und unnötig". Er fügte hinzu: "Das Justizministerium teilt eure Sorgen. Ich teile eure Sorgen."
Mehr als 800.000 Menschen haben eine Online-Petition der Bürgerrechtsorganisation NAACP unterzeichnet, in der Holder dazu aufgerufen wird, zivilrechtliche Schritte gegen den Schützen George Zimmerman einzuleiten. Ein Geschworenengericht in Florida hatte den 29-Jährigen am Samstagabend freigesprochen. Bei Bürgerrechtlern sorgte das Urteil für Entsetzen. Tausende gingen aus Protest auf die Straßen.
Eine der sechs Geschworenen hat inzwischen öffentlich über die schwierige Urteilsfindung gesprochen: Die als "Geschworene B-37" vorgestellte und im Dunkeln sprechende Frau sagte dem US-Nachrichtensender CNN, zu Beginn der 16-stündigen Beratungen seien drei Geschworene für einen Freispruch für den angeklagten Todesschützen George Zimmerman gewesen, die drei anderen hätten den Fall zunächst als Totschlag bewerten wollen.
Sechs weibliche Geschworene anfangs nicht einig
Erst nach Stunden der Debatte und wiederholtem Lesen der gesetzlichen Bestimmungen sei Einigkeit darüber erzielt worden, dass Zimmerman freigesprochen werden müsse, erläuterte die Geschworene. Aus dem Prozess habe sich für sie das Bild ergeben, dass Trayvon Martin den Angeklagten Zimmerman angegriffen habe, sagte die Geschworene. Zimmerman habe "ohne Zweifel" um sein Leben gebangt. Die dann folgende tödliche Auseinandersetzung sei eine "Tragödie", fügte die Geschworene hinzu. Beide Beteiligten seien dafür mitverantwortlich, dass sie in diese Situation hineingeraten seien. "Beide hätten auch weggehen können."
Laut CNN plant die Geschworene ein Buch über ihre Erfahrungen mit dem Fall Trayvon Martin zu schreiben.
Der Nachbarschaftswächter Zimmerman, Sohn einer peruanischen Mutter und eines weißen US-Bürgers, hatte Martin am Abend des 26. Februar 2012 nahe Orlando erschossen. Obwohl der schwarze Jugendliche unbewaffnet war, ließ die Polizei den Schützen zunächst laufen. Dabei berief sie sich auf ein Gesetz, das Bürgern in Florida ein weitgehendes Selbstverteidigungsrecht einräumt. Zimmerman hatte erklärt, dass Martin ihn zuerst attackiert habe.