US-Bundesstaat Nebraska Mutter half ihrer Teenager-Tochter bei der Abtreibung – nun sollen beide ins Gefängnis

USA: Pro-Choice Demonstranten in Washington
Nachdem der US-Supreme Court das Urteil im Fall "Roe v. Wade" am 24. Juni 2022 aufhob, gingen wie hier in Washington überall im Land Tausende Menschen auf die Straßen. Die Ermittlungen in Nebraska begannen bereits vorher – wurden aber für viele zum Sinnbild einer falschen Rechtssprechung
© Jemal Countess / UPI / LAif
Mit 17 wurde sie ungewollt schwanger. Sie trieb ab, vergrub ihr ungeborenes Kind in einem Feld. Dafür soll eine Jugendliche aus Nebraska nun 90 Tage hinter Gittern. Doch ihrer Mutter, die ihr die Abtreibungspillen besorgte, droht weit mehr.

Wenige Themen spalten die USA so sehr wie die Frage, ob und unter welchen Umständen eine Frau ein Recht auf eine Abtreibung hat. Der Fall einer heute 19-Jährigen aus dem ländlichen Nebraska erregte im vergangenen Jahr nationale Aufmerksamkeit – nun ist das Urteil gegen sie gefallen. Die Jugendliche und ihre Mutter waren angeklagt worden, nachdem Ermittler an private Facebook-Nachrichten der beiden gekommen waren. Darin hatten die beiden offenbar geplant, wie die ungewollt schwangere Jugendliche abtreiben und die "Beweise" anschließend verbrennen könnte. Noch vor der historischen Entscheidung des US-Supreme Court waren in Nebraska Abtreibungen nach der 20. Schwangerschaftswoche verboten.

Der Staatsanwaltschaft zufolge hatte die 42-jährige Mutter Abtreibungspillen im Internet bestellt und sie ihrer Tochter im April 2022 verabreicht. Die damals 17-Jährige sei zu dem Zeitpunkt im dritten Trimester ihrer Schwangerschaft gewesen, vermutlich acht Wochen über dem damaligen Limit einer legalen Abtreibung.

Weil sie ihrer Tochter bei der Abtreibung half: Mutter drohen bis zu fünf Jahre Haft

Später hätten sie die Überreste gemeinsam verbrannt und in einem Feld begraben. Die Ermittler exhumierten den Fötus später und fanden laut Gerichtsdokumenten Brandspuren. Die Mutter hatte zunächst behauptet, ihre Tochter habe eine Totgeburt gehabt. Ein Detective der örtlichen Polizei habe allerdings "Bedenken" an dieser Version der Geschichte gehabt – was die Untersuchung überhaupt erst in Gang brachte.

Die Teenagerin bekannte sich im anschließenden Prozess schuldig, gegen Nebraskas Abtreibungsgesetze verstoßen zu haben. Das nun verhängte Urteil: 90 Tage Gefängnis und zwei Jahre Bewährung. Der Staatsanwalt empfand die Strafe laut "New York Times" als "angemessen" – schließlich sei die Jugendliche nicht vorbestraft. Es sei "ein schmerzhafter Fall für alle und ich bin froh, dass er vorbei ist". US-Medien veröffentlichten Fotos, die die völlig aufgelöste Jugendliche nach der Verurteilung zeigen.

Ihre Mutter wurde wegen dergleichen Vergehen angeklagt. Zusätzlich sollte sie sich jedoch für die Durchführung der Abtreibung verantworten – und weil sie dies nicht als zugelassene Ärztin tat. Berichten zufolge ließ sie sich auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft ein. Die 42-Jährige bekannte sich diesen Monat schuldig, gegen das strenge Abtreibungsgesetz in Nebraska verstoßen, die Polizei belogen und sich an menschlichen Skelettresten vergriffen zu haben. Die übrigen Anklagepunkte wurden fallengelassen.

Das Strafmaß soll Ende September verkündet werden – der Frau drohen bis zu fünf Jahre Haft, erklärte der zuständige Staatsanwalt der "New York Times".

Einige US-Bundesstaaten verschärften Abtreibungsgesetze

Die Ermittlungen gegen die beiden begannen, noch bevor das Oberste Gericht der USA das Grundsatzurteils "Roe v. Wade" im Juni 2022 kippte und damit ein halbes Jahrhundert Abtreibungsrecht beendete. Die Entscheidung führte in vielen Bundesstaaten zu deutlich verschärften Abtreibungsgesetzen. Doch bereits zuvor galten in vielen konservativ-regierten Staaten strengere Regeln – so auch im ländlichen Nebraska.

Anfang des Jahres, kurz nach seinem Amtsantritt, unterzeichnete Nebraskas republikanischer Gouverneur Jim Pillen ein Gesetz, das Abtreibungen bereits nach der zwölften Schwangerschaftswoche verbietet – mit Ausnahmen bei sexuellen Übergriffen, Inzest und medizinischen Notfällen. In anderen Staaten gelten diese Gründe nicht als Rechtfertigung.

yks

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos

Mehr zum Thema