Der Prozess um den bekannten US-Anwalt Alex Murdaugh, der live übertragen wurde, hielt das ganze Land in Atem. Der 54-Jährige soll im Juni 2021 seine Frau und seinen jüngsten Sohn kaltblütig erschossen haben. Zudem soll er von seinen Klienten und seinen Firmenpartnern über Jahre hinweg mehrere Millionen Dollar gestohlen haben. Jetzt erhob ein Geschworenengericht in South Carolina Anklage wegen Steuerhinterziehung.
Wie unter anderem die Nachrichtenagentur Associated Press berichtet, verdiente Murdaugh als Anwalt von 2011 bis 2021 rund 16 Millionen Dollar, während er laut Anklageschrift rund 9 Millionen Dollar aus seiner Anwaltskanzlei, aus Vergleichsgeldern für Mandanten und aus anderen Quellen stahl. Die jüngsten Anklagen stammen aus Murdaughs Steuererklärungen für die Jahre 2020 und 2021, aus denen laut Staatsanwaltschaft hervorgeht, dass Murdaugh in diesen beiden Jahren mehr als 130.000 Dollar an Steuern nicht gezahlt hat, die er eigentlich hätte zahlen müssen.
Laut Anklage verdiente Murdaugh im Jahr 2020 rechtmäßig bei seiner früheren Firma 1.147.342 Dollar. Weitere 1.112.734 Dollar klaute er aus der Firma und aus Abfindungsgeldern von Kunden, für die er eigentlich Steuern in Höhe von 67.624 Dollar hätte zahlen müssen.
Rund 100 Klagen warten auf Alex Murdaugh
Im Jahr 2021 – demselben Jahr, in dem er seine Frau Maggie, 52, und seinen Sohn Paul, 22, ermordete – verdiente er rechtmäßig 86.069 Dollar, soll jedoch weitere 1.000.333 Dollar veruntreut haben. Auch hier versäumte er es, eine Steuererklärung einzureichen, wodurch dem Staat laut Anklage 64.948 Dollar entzogen wurden.
Die beiden jüngsten Anklagen sind nur der Anfang einer Reihe von Klagen, die auf Alex Murdaugh zukommen. Murdaugh sieht sich mit etwa 100 weiteren Anklagen konfrontiert, darunter Steuerhinterziehung für seine Steuererklärungen von 2011 bis 2019 sowie Anklagen wegen Diebstahls von Kundengeldern, eines Drogen- und Geldwäscherings und des Versuchs, seinen Lebensversicherer um die Auszahlung einer 10-Millionen-Dollar-Police zu betrügen, indem er ihn von einem Freund töten ließ.
Der Fall um den Sprößling einer mächtigen und einflussreichen Anwaltdynastie in South Carolina schlug hohe Wellen. Auch deshalb, weil die Geschichte von Alex Murdaugh Stoff für einen Hollywood-Film bietet. Der Prozess gegen ihn wegen Mordes an seiner Frau und seinem jüngsten Sohn begann kurz nachdem in Deutschland auf Netflix eine Dokumentation herauskam, die einen tödlichen Bootsunfall und weitere mysteriöse Todesfälle rund um die Familie thematisierten.
Der jüngste Sohn von Alex Murdaugh, Paul Murdaugh, soll den Unfall 2019 unter Alkoholeinfluss verursacht haben, bei dem eine 19-Jährige ums Leben kam. Zwar wurde Anklage erhoben und Paul bekannte sich nicht schuldig, doch der Prozess lies auf sich warten – vermutlich auch wegen des großen Einflusses der Familie. Als Murdaughs Frau und Sohn im Juni 2021 auf dem Familienanwesen in Colleton County in der Nähe der Hundezwinger erschossen wurden, gab Alex Murdaugh die Morddrohungen, die sein Sohn zuvor bezüglich des Unfalls erhalten hatte, als mögliches Motiv an. Er selbst behauptete hingegen mehrmals, nie am Tatort gewesen zu sein. Ein nur wenige Minuten vor den Morden von seinem Sohn aufgenommenes Handyvideo, auf dem eindeutig die Stimme von Alex Murdaugh zu hören ist, überführte ihn jedoch der Lügen.
Während des Prozesses gab er zu, dass er vor Ort war, beteuerte jedoch seine Unschuld. Da jedoch auch langjährige Freunde und Geschäftspartner im Zeugenstand zu Wort kamen, die er über Jahre hinweg finanziell betrogen hatte, glaubte ihm die Jury nicht. Die Staatsanwaltschaft kam zu der Überzeugung, dass er seine Frau und seinen Sohn tötete, um Sympathie zu bekommen. Er habe Zeit gewinnen wollen, um Finanzverbrechen zu vertuschen, die kurz vor der Aufdeckung gestanden hätten. Anschließend räumte er den Tatort auf, besuchte seine kranke Mutter, um sich ein Alibi zu verschaffen, rief dann den Notruf an und meldete seine Frau und seinen Sohn tot, als er nach Hause kam, so die Staatsanwaltschaft.
Alex Murdaugh legte gegen Urteil Berufung ein
Murdaugh selbst war nach eigenen Angaben schwer opiatabhängig. Einige Monate nach dem Mord an seinem Sohn und seiner Frau soll er einen Auftragskiller angeheuert haben, um ihn selbst umzubringen. Murdaugh wollte angeblich, dass seine Lebensversicherung in Höhe von zehn Millionen Dollar an seinen anderen, noch lebenden Sohn Buster ausgezahlt wird. Im Zuge der Ermittlungen wurden noch weitere Todesfälle im Umfeld der Familie aus den vergangenen Jahren wieder aufgerollt. So war eine Haushälterin der Murdaughs im Februar 2018 angeblich über die Hunde der Familie gestolpert und zu Tode gestürzt. Murdaugh half den Söhnen der Frau ihn zu verklagen, um Schmerzensgeld zu bekommen – dass er vermutlich jedoch für sich behielt. Auch der Tod eines Schulkameraden seines ältesten Sohnes Buster wird untersucht. Der 19-jährige lag 2015 tot auf der Straße, starb vermutlich durch stumpfe Gewalteinwirkung. Jedoch wurde sein Tod als Fahrerflucht eingestuft. Obwohl im Zusammenhang mit den Ermittlungen immer wieder der Name Buster Murdaugh fiel, der Gerüchten zufolge eine intime Beziehung mit dem Opfer gehabt haben soll, wurde niemand der Familie dazu befragt und der Fall geschlossen.
Alex Murdaug wurde am 2. März dieses Jahres zu einer zweimal lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt. Er befindet sich derzeit in Schutzhaft in einem nicht näher bezeichneten Hochsicherheitsgefängnis in South Carolina. Gegen das Urteil legte er Berufung ein.

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