Anschlag von Wisconsin Attentäter hielt Sikhs möglicherweise für Muslime

Das Massaker in einem Sikh-Tempel mit sieben Toten könnte Folge einer tragischen Verwechslung sein. Religionsangehörige vermuten, dass der Attentäter in Wisconsin eigentlich Muslime treffen wollte.

Bei dem Blutbad in einem Sikh-Tempel in den USA könnte der Todesschütze seine Opfer nach Einschätzung von Angehörigen der Religionsgemeinschaft mit Muslimen verwechselt haben. "Jeder hier glaubt, dass es sich ganz bestimmt um ein Hassverbrechen handelt", zitierte die "New York Times" einen Sikh aus der Region namens Manjit Singh nach dem Massaker im Bundesstaat Wisconsin. "Die Leute glauben, wir sind Muslime." Eine zweite Angehörige der Religionsgemeinschaft namens Ravi Chawla sagte dem Blatt zufolge, die meisten Menschen seien so ignorant, dass sie den Unterschied zwischen Religionen nicht kennen würden. "Nur weil sie einen Turban sehen, denken sie, man sei Taliban." Bei der Schießerei am Sonntag kamen sieben Menschen ums Leben, darunter auch der Attentäter.

Viele männliche Sikhs tragen einen Turban und einen ungestutzten Bart, womit sie an strenggläubige Muslime erinnern können. Die "New York Times" berichtete in ihrer Internetausgabe am Montag, zwar seien vor dem Massaker vom Sonntag keine gewaltsamen Übergriffe gegen Sikhs in Wisconsin bekannt gewesen. Angehörige der Gemeinschaft berichteten aber von wachsender Abneigung seit den Anschlägen vom 11. September 2001. Sie vermuteten, das hänge damit zusammen, dass Sikhs irrtümlich für Muslime gehalten worden seien.

Attentäter soll "9/11"-Tätowierung getragen haben

Nach Informationen des US-Senders CNN war der Todeschütze ein Armee-Veteran. Die Identität des Täters werde frühestens am Montagmorgen bekanntgegeben, berichtete der Sender unter Berufung auf Behörden. Augenzeugen berichteten, dass der Mann eine "9/11"-Tätowierung getragen habe - möglicherweise zum Gedenken an die Anschläge vom 11. September.

Indiens Premierminister Manmohan Singh zeigte sich "zutiefst schockiert und traurig" über den Anschlag. Die Tatsache, dass eine religiöse Kultstätte angegriffen worden sei, sei "besonders schmerzhaft", erklärte Singh, selbst ein Sikh-Anhänger, in Neu Delhi. Er appellierte an die zuständigen Behörden, alles dafür zu tun, dass sich solche "gewalttätigen Akte" nicht wiederholten.

Bürger sollen besser über Religionen Bescheid wissen

Auch religiöse Führer und Politiker in Indien reagierten bestürzt auf den Anschlag. Es handele sich um einen furchtbaren Vorfall, der alle Sikhs sehr betroffen mache, sagte Avtar Singh, dessen Stiftung den heiligsten Schrein der Sikhs, den Goldenen Tempel in Amritsar, verwaltet.

Die Sikh-Partei kündigte für Montagnachmittag eine friedliche Versammlung vor der US-Botschaft in Neu Delhi an. Manjit Singh forderte die US-Regierung auf, ihre Bürger besser über die verschiedenen Religionen aufzuklären, "damit so etwas nie wieder passiert". Zugleich dankten Singh und andere Politiker der Polizei von Wisconsin für ihren entschlossenen Einsatz.

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