Ein elfjähriges Mädchen ist nach Schüssen in Antwerpen gestorben. Die Tat steht vermutlich in Zusammenhang mit dem belgischen Drogenmilieu, wie ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag bestätigte. Den Angaben zufolge wurden am Montagabend Schüsse auf ein Garagentor im Stadtteil Merksem abgegeben und trafen Menschen in der Garage. Wenig später sei das Mädchen gestorben. Der Staatsanwaltschaft zufolge wurden zudem ihr 58-jähriger Vater sowie zwei weitere Töchter im Alter von 13 und 18 Jahren leicht verletzt. Es wurde demnach ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes und versuchten Mordes eingeleitet.
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Mädchen war Berichten zufolge die Nichte eines Drogendealers
Ob der Fall tatsächlich mit dem Drogenmilieu zu tun habe, müsse eine Untersuchung nun bestätigen, sagte der Polizeisprecher. Der Staatsanwaltschaft zufolge war die Adresse den Behörden bislang nicht bekannt, und es gebe zunächst keine Hinweise, dass die betroffene Familie selbst in den Drogenhandel verwickelt sei. Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem gestorbenen Mädchen um die Nichte eines Mannes, der wegen Drogenhandels gesucht wird.
Politiker in Belgien zeigten sich entsetzt über den Fall. "Kinder haben nichts mit einem Drogenkrieg zu tun", schrieb Innenministerin Annelies Verlinden auf Twitter. "Tiefer kann die Drogenmafia nicht mehr fallen", schrieb Justizminister Vincent Van Quickenborne. Polizei und Staatsanwaltschaft würden alles in ihrer Macht stehende tun, um die Verantwortlichen zu finden und zu bestrafen.
Antwerpen und Rotterdam sind die größten Einfuhrhäfen für Kokain in Europa
In der Hafenstadt Antwerpen gibt es immer wieder Fälle von Gewalt in Verbindung mit Drogenkriminalität. Dem Polizeisprecher zufolge wurden schon öfter Schüsse oder Sprengkörper zur Einschüchterung vor Türen oder Garagen gezündet. Es sei jedoch das erste Mal, dass Personen verletzt worden seien.
Die Drogenkriminalität von Antwerpen ist eng verzahnt mit den Banden im Nachbarland Niederlande. Die Häfen von Antwerpen und Rotterdam sind auch die größten Einfuhrhäfen von Kokain in Europa.
Zollfahnder stellten im vergangenen Jahr in beiden Ländern insgesamt rund 160 Tonnen Kokain sicher. Das teilten die Zollbehörden beider Länder am Dienstag mit. Allein in Antwerpen ging es um rund 109 Tonnen - so viel wie nie zuvor. 2021 waren es rund 90 Tonnen.
In Rotterdam, dem größten Hafen Europas, dagegen zeigten verschärfte Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen Erfolge: Rund 47 Tonnen Kokain wurden sichergestellt, deutlich weniger als die rund 70 Tonnen 2021, wie die Staatsanwaltschaft in Rotterdam mitteilte. Doch der Verkaufswert betrage noch immer "schwindelerregende 3,5 Milliarden Euro". Im kleinen Hafen von Vlissingen im Südwesten stellten die Fahnder rund vier Tonnen Kokain sicher, fast doppelt so viel wie im Vorjahr.