Auftakt im Berliner Doppelmordprozess "Uns sitzt ein Monster gegenüber"

Zwölf Schüsse feuerte Mehmet Y. im August 2011 auf die Familie seiner Ex-Frau ab - Mutter und Schwester starben. Zum Prozessauftakt zeigt der Angeklagte keine Reue. Sein früherer Schwiegervater sieht in ihm ein "Monster".

Immer wieder ruft der schmächtige Mann in seiner Box aus Panzerglas dazwischen, springt auf oder fuchtelt herum. Der mutmaßliche Doppelmörder Mehmet Y. vermittelt am Montag zum Auftakt seines Prozesses in Berlin nicht gerade einen nachdenklichen Eindruck. Mit verschränkten Armen baut sich der bärtige Türke im Saal 700 des Landgerichts in dem Glaskasten auf, als die Anklage verlesen wird. "Ich will in meine Zelle", protestiert der Mann im grauen Hemd. Auch von seinem Anwalt fühlt sich der Angeklagte nicht richtig vertreten, er will einen neuen Verteidiger.

Aus "Rache, Hass, Eifersucht und Verärgerung wegen des Verlusts des Aufenthaltsstatus'" soll der 25-Jährige die Schwester und Mutter seiner Ex-Frau in einem voll besetzten Auto erschossen haben. Das blutige Familiendrama hatte Berlin erschüttert. Eigentlich habe der Türke seine Frau töten wollen, die sich von ihm hatte scheiden lassen, heißt es in der Anklage. Doch die junge Frau hatte Glück und blieb unverletzt.

Dem Türken drohte nach der Scheidung die Abschiebung. Der Aushilfskellner machte die Familie der Frau dafür verantwortlich. Die Ex-Frau habe noch heute Angst und hoffe auf eine lebenslange Haftstrafe für ihren früheren Mann, sagt ihr Anwalt Nurali Turan. Ihre Familie ist zerstört - zwei Tote, ein schwer verletzter Bruder. Der Bräutigam der Schwester entging den Schüssen.

Wegen zweifachen Mordes und drei Mordversuchen ist der 25-Jährige angeklagt. Zu den Vorwürfen sagt er zunächst nichts. Doch Richter Olaf Arnoldi muss den Angeklagten wegen seiner Zwischenrufe ermahnen: "Sie müssen zuhören!"

"Uns sitzt ein Monster gegenüber"

Am 4. August des Vorjahres soll der Mann hinter einer Straßenecke vorgestürmt sein, als die Familie der Frau aus der Kolberger Straße mit dem Auto zu Besorgungen aufbrechen wollte. Die 45-jährige Mutter starb sofort, die 22-jährige Schwester später im Krankenhaus. Dem Todesschützen gelang zunächst die Flucht. Wenige Tage später wurde er jedoch in einem leerstehenden Berliner Krankenhaus aufgespürt und festgenommen.

Vater und Bruder der Familie sind zum Prozess gekommen. Der 51-jährige Witwer auf dem Gerichtsflur: "Uns sitzt ein Monster gegenüber". Er denkt, die Tragödie wäre vermeidbar gewesen. Er habe der Polizei vor dem Anschlag von Drohungen des Mannes gegen die Familie berichtet.

Der Angeklagte, der bereits wegen gefährlicher Körperverletzung vorbestraft ist, soll einer 18-jährigen Nachbarin nachgestellt haben, die nach Angaben des Gerichtssprechers eine Beziehung ablehnte.

Rund 400 Freunde und Verwandte hatten sich an einer Berliner Moschee von den beiden toten Frauen verabschiedet. Auf dem Sarg der 22-Jährigen lag ein Brautschleier. Ihre Hochzeit hatte sie nicht mehr erleben können. "Der Familie geht es noch immer ganz schlecht, aber sie halten sich tapfer", sagt Opferanwalt Matthias Zieger.

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Cornelia Herold und Jutta Schütz, DPA

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