Rafael Behr Beamter nach tödlichem Schuss auf Jugendlichen vor Gericht – Polizeiwissenschaftler sagt, was sich ändern muss

Tödlicher Polizeieinsatz in Dortmund
Rettungskräfte konnten dem von einem Polizeibeamten in Dortmund erschossenen 16-Jährigen nicht mehr retten – nun wurde gegen den Schützen und vier seiner Kollegen Anklage erhoben
© Markus Wüllner / Video-Line TV / DPA
Nach dem Tod eines 16-Jährigen während eines Polizeieinsatzes in Dortmund steht einer der Beamten wegen des Verdachts des Totschlags vor Gericht – alles andere als alltäglich. Polizeiwissenschaftler Rafael Behr sagt im stern-Interview: Der tragische Einsatzverlauf ist auch Folge von schweren Defiziten bei der Polizei.

Nach den tödlichen Schüssen aus einer Maschinenpistole der Polizei auf einen jugendlichen Flüchtling in Dortmund müssen sich ab diesem Dienstag mehrere Polizisten vor dem Landgericht verantworten. Einem der Beamten wird Totschlag vorgeworfen.

Bereits im Februar hatte die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Der stern sprach seinerzeit mit Rafael Behr, Professor für Polizeiwissenschaften an der Akademie der Polizei Hamburg, über den Fall, über das Vorgehen der Beamten und über Defizite bei der Polizei. Anlässlich des Prozessbeginns veröffentlichen wir das Gespräch erneut:

Herr Behr, Sie haben in der Vergangenheit immer wieder unabhängige Stellen zur Untersuchung mutmaßlich rechtswidriger Polizeigewalt gefordert. Zeigt die Anklageerhebung im Dortmunder Fall nicht, dass die existierenden Strukturen ausreichen? Oder ist im August 2022 so viel schiefgelaufen, dass die Staatsanwaltschaft die Fehler der Polizei schlicht nicht mehr übersehen konnte?
Ich sehe einen dritten Weg: Der Fall zeigt, dass es in Dortmund eine Staatsanwaltschaft gibt, die den Verdacht, dass sie sich mit der Polizei gemeinmacht, frühzeitig entkräftet hat, und die gezeigt hat, dass sie unabhängig von allen Beeinflussungen und Sympathien ermittelt – das war für mich ungewöhnlich deutlich.

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