Drogenbaron Joaquín Guzmán Video zeigt El Chapos Flucht aus dem Gefängnis

Bevor er durch einen Tunnel in die Freiheit spazierte, zog sich der Drogenboss noch in aller Ruhe andere Schuhe an: Videoaufnahmen zeigen die letzten Minuten vor Joaquín Guzmáns Ausbruch.

Wenige Tage nach der Flucht des mexikanischen Drogenbosses Joaquín El Chapo Guzmán aus einem Hochsicherheitsgefängnis haben die Behörden die Aufnahmen der Überwachungskameras veröffentlicht. Darauf ist zu sehen, wie der frühere Chef des Sinaloa-Kartells in den letzten Minuten vor seinem Ausbruch in der Zelle umhergeht, sich auf das Bett setzt und die Schuhe wechselt. Dann verschwindet El Chapo im Waschbereich und taucht nicht wieder auf.

Der nationale Sicherheitsbeauftragte Monte Alejandro Rubido sagte am Dienstagabend zu den Videoaufnahmen: "Die Toilette und die Dusche liegen im toten Winkel der Kameras. Damit soll die Privatsphäre der Häftlinge gewahrt werden." Unter der Dusche endete der rund 1,5 Kilometer lange Tunnel, durch den Guzmán am Samstag geflohen war.

Sofortige Großfahndung in der Gefängnisumgebung

El Chapo habe vor seiner Flucht kein auffälliges Verhalten gezeigt, sagte Rubido. Als er nicht mehr aus dem Waschbereich zurückkehrte, sei Alarm ausgelöst worden. Direkt danach sei in der Umgebung des Gefängnisses im Bundesstaat México im Zentrum des Landes eine Großfahndung nach dem flüchtigen Drogenboss eingeleitet worden, erklärte Rubido. Alle Sicherheitskräfte bemühten sich um die erneute Festnahme von Guzmán.

Die nationale Sicherheitskommission zeigte auch Videoaufnahmen von dem unterirdischen Gang, durch den Guzmán geflohen war. Der Tunnel ist etwa 1,70 hoch, bis zu 80 Zentimeter breit und verfügt über elektrisches Licht sowie ein Belüftungssystem. Zudem war ein auf Schienen montiertes Motorrad zu sehen, mit dem offenbar das Erdreich aus dem Tunnel abtransportiert wurde. Klar ist, dass Guzmán Helfer innerhalb und außerhalb des Gefängnisses hatte. Wie ein solch aufwendiger Bau unbemerkt bleiben konnte, ist weiter ein Rätsel.

Es war bereits die zweite Flucht von El Chapo aus einem Hochsicherheitsgefängnis. In einem Wäschewagen war er 2001 aus einer anderen Haftanstalt getürmt. Der Kartellchef gilt als einer der mächtigsten Verbrecher weltweit. Sein Sinaloa-Kartell soll allein mit dem Drogenhandel jährlich Milliarden US-Dollar umsetzen. Außerdem ist es in Produktpiraterie, Menschenhandel und Erpressung von Schutzgeld verwickelt.

El Chapo wieder US-Staatsfeind Nummer 1

Die US-Organisation Chicago Crime Commission (CCC) erklärte Joaquín Guzmán derweil erneut zum Staatsfeind Nummer 1. CCC hatte El Chapo bereits 2013 als Staatsfeind Nummer 1 bezeichnet. Vor ihmwar nur der legendäre US-Gangster Al Capone in den 1930er-Jahren auf diese Weise deklariert worden. "Guzmáns Sinaloa-Kartell ist der wichtigste Drogenlieferant in Chicago. Seine Leute importieren große Mengen Rauschgift in die Region und schicken Millionen Dollar an Drogengeldern zurück nach Mexiko", sagte Kommissionspräsident J.R. Davis am Dienstag.

Guzmán werden in Mexiko und den Vereinigten Staaten unter anderem Drogenhandel und organisierte Kriminalität vorgeworfen. Die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft setzte ein Kopfgeld in Höhe von 60 Millionen Pesos (etwa 3,4 Millionen Euro) auf ihn aus.

DPA
mad

PRODUKTE & TIPPS