Hinweise gesucht! Der Weg, auf dem Frauke den Täter traf

Irish Pub Auld Triangle
An der Tür des Irish Pub "The Auld Triangle" in Paderborn wurde Frauke Liebs zum letzten Mal lebend gesehen
© Marcus Simaitis
Frauke Liebs genoss das Fußball-Sommermärchen 2006, als sie mitten im belebten Paderborn verschwand

Das letzte Mal wurde Frauke Liebs an der Tür des Irish Pub „The Auld Triangle“ mitten in Paderborn gesehen. Ihre Freundin und Mitschülerin Isabella Cameron erinnert sich, dass sie Frauke gegen 23 Uhr zum Ausgang des Pubs begleitet hat. „Wir sehen uns morgen“, waren die letzten Worte, an die sich Isabella erinnern kann. Die beiden besuchten die gleiche Krankenpflegeschule in Paderborn.

Isabella konnte damals nicht erkennen, in welche Richtung Frauke das Pub verlassen hat. Vor der Tür war viel los, wie generell in der Stadt. Bis kurz vor 23 Uhr wurde das WM-Spiel England gegen Schweden übertragen, im Pub drängten sich die Menschen, weil die Kneipe auch bei den in Paderborn stationierten englischen Soldaten beliebt ist.

Frauke selbst hatte im Pub zwischen Isabella und deren Freund gesessen, daher auch keine Kontakte zu anderen Besuchern gehabt. Selbst als sie auf Toilette ging, war Isabella dabei und kann sich bis heute an keinen Kontakt erinnern. Frauke hatte im Pub nur ein Colabier getrunken, das weiß Isabella noch genau. Frauke gähnte des Öfteren und kündigte gleich nach dem Abpfiff an, nach Hause gehen zu wollen, weil dort ihr Mitbewohner und Ex-Freund Chris Karaoulis auf sie wartete, denn Frauke hatte selbst keinen Hausschlüssel dabei.

Laut Wetterarchiv lagen die Temperaturen am 20. Juni 2006 bei deutlich über 20 Grad. Am Tag hatte es Sonnenschein, aber auch etwas Regen gegeben. Frauke selbst hatte nach Ermittlungen der Polizei nur etwa drei Euro im Portemonnaie, sie hatte sich vorgenommen zu Fuß nach Hause zu gehen. Die Strecke war ihr wohlbekannt. Der Fußweg vom Pub zu ihrer WG in der Borchener Straße 56 zog sich je nach Route laut Angaben von Google Maps über 1,2 bis 1,5 Kilometer.

Folgende Routen standen ihr zur Auswahl:

Wegekarte

Der erste führt durch die Fußgängerzone (Westernstraße) und mündet in die viel befahrene Borchener Straße. Der zweite geht an der stark frequentierten Straße Liboriberg entlang und mündet ebenfalls in die Borchener Straße. Weg drei und vier führen größtenteils durch Wohngegenden, die nachts weniger belebt sind.

Klar ist, Frauke muss entweder kurz nach Verlassen des Pubs oder auf ihrem Heimweg in ein Fahrzeug gestiegen sein, entweder tat sie es freiwillig, weil sie den Täter* kannte oder sie wurde gezwungen. Jedenfalls sendete ihr Handy etwa zwei Stunden später, am 21. Juni 2006, um 0:49 Uhr, aus einer etwa 40 Kilometer entfernten Funkzelle eine SMS an ihren Mitbewohner. Den genauen Bereich der Funkzelle kann man auf www.frauke-liebs.de einsehen.

Die SMS lautete:

„Komme später. Das spiel war lustig nicht gegen England Hdgdl bis später“

Am Text der SMS ist nichts ungewöhnlich. Frauke spielt mit der Formulierung „nicht gegen England“ auf ein Gespräch an, das sie zuvor mit Chris hatte. Beide hofften auf ein Ergebnis, das dazu führte, dass Deutschland im Achtelfinale nicht gegen England anzutreten hätte. Und so geschah es. Das „Hdgdl“ hatten beide als übliche Abkürzung für „Hab dich ganz doll lieb“ genutzt.

Seltsam ist aber, dass diese SMS Chris erst um kurz vor 1 Uhr erreichte und Frauke darin schrieb, dass sie später komme. Das passt nicht zu ihren Ankündigungen im Pub, gleich nach Hause gehen zu wollen. Es kann dafür aber eine Erklärung geben: Fraukes Handyakku war an dem Abend annähernd entladen. Schon im Pub hatte sie sich immer wieder den Akku von Isabella geliehen, um SMS schreiben zu können. Womöglich hatte Frauke also die SMS an Chris an einem früheren Zeitpunkt, etwa rund um das Spielende, formuliert. Beim Senden könnte sie aber im Postausgang hängengeblieben sein – verschickt wurde sie womöglich erst, als Fraukes Handy wieder an ein Ladegerät angeschlossen wurde bzw. sich der Akku nach einer Abkühlung noch einmal erholt hatte.

Die zentrale Frage der Ermittler lautet:

Wer hat Frauke Liebs am späten Abend des 20. Juni 2006, einem Dienstag, gesehen?

Nachmittags spielte Deutschland gegen Ecuador, abends England gegen Schweden.

Mit Fraukes SMS begann eine Woche, in der sich Frauke von verschiedenen Orten in und rund um Paderborn meldete. Die Funkzellen und Protokolle dieser Anrufe gelten als wichtige Ansätze für die Ermittler. (Lesen Sie dazu auch „Was verraten Fraukes Lebenszeichen?“)

Sachdienliche Hinweise an das Polizeipräsidium Bielefeld: 0521/ 545-0

Oder an Fraukes Mutter Ingrid Liebs: www.frauke-liebs.de

* Aus Gründen der Lesbarkeit belassen wir es in allen Berichten zum Fall Frauke Liebs bei der männlichen Form. Es ist aber unklar, ob es sich um einen Täter, eine Täterin oder mehrere Täter handelt.

Die Zitate in diesem Beitrag entstammen teilweise aus Videointerviews, die für die RTL-Plus-Dokumentation „Der letzte Anruf. Wer hat Frauke Liebs getötet?“ geführt wurden. Aus Gründen der Lesbarkeit wurden sie stellenweise redaktionell bearbeitet.

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