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Iran Rentner töten Sohn, Tochter und Schwiegersohn – und bereuen keine der Taten

Ein Mann und eine Frau führen einen kleinen weißen Hund im Schatten von Wohn-Hochäusern spazieren
Die Morde sollen sich in Ekbatan, einer Trabantenstadt im Westen von Teheran, ereignet haben (Symbolbild)
© Morteza Nikoubazl / AFP
Im Iran haben Eltern gestanden, zwei ihrer erwachsenen Kinder sowie einen Schwiegersohn getötet zu haben. Nun droht ihnen die Todesstrafe – allerdings nur wegen eines der Morde.

Als Müllleute in Teheran am 15. Mai eine Plastiktüte mit Körperteilen entdeckten, ahnten sie wohl nicht, dass ihr Fund den ganzen Iran erschüttern würde. Wie die "New York Times" berichtet, führten Fingerabdrücke eines Hand-Teils die Ermittler zum Opfer: dem 47-jährigen Filmemacher Babak Khorramdin, der mit seinen Eltern in dem Wohnkomplex gelebt hatte, hinter dem nun Teile seiner Leiche lagen.

Die Bilder einer Überwachungskamera aus dem Wohnhaus zeigten laut der Zeitung ein älteres Paar, das schwere Müllsäcke und einen Handgepäck-Koffer mit dem Aufzug nach unten transportierten: Akbar Khorramdin, 81, und seine Frau Iran Mousavi, 74 – die Eltern des Opfers.

Eltern des Opfers gestehen Morde

Bei der Befragung der Polizei sollen der pensionierte Militär und die Hausfrau die Tötung ihres Sohnes gestanden haben. Doch die Polizei stieß auf weitere verdächtige Fälle, berichtet die Zeitung. So sei Arezou, Tochter des Paares, 2018 verschwunden und ihr Mann Faramarz bereits 2011. Auch diese beiden Morde habe das Paar laut Ermittlern gestanden. Sie seien immer nach dem gleichen Muster vorgegangen: Erst haben sie den Opfern Schlaftabletten ins Essen gemischt, dann seien sie gefesselt, erstickt und erstochen worden. In der Badewanne hätten die Rentner dann die Leichen zerteilt und die Körperteile auf Mülltonnen in der Stadt verteilt.

In TV-Interviews haben die beiden laut "New York Times" angegeben, mit dem Lebensstil ihrer Opfer nicht einverstanden gewesen zu sein. Ihrem Sohn warfen sie vor, körperlich aggressiv sowie ein Schmarotzer zu sein. Außerdem habe er Sex mit Freundinnen gehabt. Ihre Tochter war nach Darstellung der Eltern drogenabhängig und trank Alkohol, ihr Schwiegersohn habe ihre Tochter missbraucht und mit Drogen gehandelt. Freunde der Opfer widersprechen laut der Zeitung dieser Darstellung.

Vater bereut Morde nicht

"Ich habe kein schlechtes Gewissen wegen der Morde", zitiert die "New York Times" Khorramdin in einem Fernsehinterview aus der Haft. "Ich habe Menschen getötet, die moralisch sehr korrupt waren." Seine Frau sagte demnach in einem Fernsehinterview kurz nach ihrer Verhaftung: "Wir haben gemeinsam entschieden, wir beide. Mein Mann hat es vorgeschlagen und ich habe zugestimmt. Ich habe ein tolles Verhältnis zu meinem Mann. Er schlägt mich nicht und schimpft nicht mit mir." Später in der Haft soll sie das Verhältnis zu ihrem Mann anders geschildert haben: Er habe sie geschlagen und ihre Tochter Arezou vergewaltigt.

Nun droht den Rentnern die Todesstrafe – allerdings wohl nur wegen des Mordes an ihrem Schwiegersohn. Denn laut der Zeitung sieht das auf der Scharia beruhende Strafrecht im Iran vor, dass Väter und Großväter als Beschützer ihrer Kinder von der Todesstrafe für deren Ermordung ausgenommen sind. Die Höchststrafe, die ihnen droht, sind demnach zehn Jahre Gefängnis. Der aktuelle Fall lässt allerdings Rufe nach einer Reformierung des Strafrechts wieder lauter werden.

Quellen: "New York Times", "Iranwire.com".

tkr

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