Im Fall um die vermisste Madeleine McCann soll angeblich ein Deutscher in den Fokus der Ermittlungen geraten sein. Wie die britische "Daily Mail" berichtet, will sich die portugiesische Polizei nach Hinweisen von Scotland Yard in ihren Ermittlungen jetzt auch auf Pädophile aus dem Ausland konzentrieren. Eine von zwei Personen, die für die Polizisten dabei angeblich von "erheblicher Bedeutung" seien, soll der verurteilte Kindermörder Martin N. sein. Worauf sich die neuen Vermutungen stützen, geht aus dem Bericht nicht hervor.
Die Spekulationen der Briten über einen Deutschen als möglichen Verdächtigen im Fall Maddie McCann fallen fast zeitgleich auf den Jahrestag des Verschwindens des kleinen Mädchens, der sich am 3. Mai zum zwölften Mal jährte. Auch eine erst kürzlich auf Netflix erschienene Doku könnte die Spekulationen rund um den Fall und das Interesse an Madeleines Schicksal neu entfacht haben.

Wer ist Martin N.? Der als "Maskenmann“ bekannt gewordene Kindermörder wurde im Februar 2012 vom Landgericht Stade zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Zuvor hatte er gestanden, zwischen 1992 und 2001 drei Jungen ermordet und zahlreiche missbraucht zu haben. Lediglich einige wenige der insgesamt etwa 40 Missbrauchstaten, die ihm in der Anklage vorgeworfen wurden, ließ N. damals über seinen Anwalt vor Gericht bestreiten. Die Sicherungsverwahrung wurde 2013 vom Bundesgerichtshof wieder aufgehoben, nachdem N. in Revision ging. Jedoch attestierten ihm Gutachter eine "anhaltende Gefährlichkeit", weshalb er möglicherweise bis an sein Lebensende in Haft bleibt.
Martin N. tötete drei kleine Jungen
Der 48-Jährige verbreitete jahrelang in Norddeutschland Angst und Schrecken, war nachts in Häuser, Schullandheime und Zeltlager eingedrungen, um sich an den Kindern zu vergehen. Im März 1992 - als 21-jähriger Student - entführte er den 13-jährigen Stefan J. aus einem Internat bei Scheeßel und ermordete den Jungen. Er stieg ab 1994 nachts sogar in Wohnungen ein, überfiel Kinder in ihren Betten, missbrauchte sie mit vorgehaltener Waffe und verschwand wieder. Im Sommer 1995 beging er seinen zweiten Mord. Er entführte den achtjährigen Dennis R. aus dem Zeltlager Selker Noor in Schleswig und brachte ihn um. 2001 entführte er den neunjährigen Dennis K., dessen Leiche 14 Tage später von einem Pilzsammler gefunden wurde.
Fast zwei Jahrzehnte lang führte der Pädagoge ein Doppelleben, ohne dass jemand Verdacht schöpfte. Die Polizei suchte jahrelang vergeblich nach dem Serientäter, den die Medien "Maskenmann" getauft hatten, weil er bei seinen Taten eine dunkle Sturmhaube trug. Ein früheres Missbrauchsopfer brachte die Fahnder im April 2011 schließlich auf die Spur von Martin N.
1996 untersuchte die Polizei, ob es eine Verbindung zwischen N. und dem Verschwinden eines deutschen Jungen im portugiesischen Aljezur geben könnte - diese Ermittlungen verliefen allerdings, ohne dass man N. etwas nachweisen konnte.

Madeleine McCann seit zwölf Jahren verschwunden
Madeleine McCann verschwand am Abend des 3. Mai 2007 in einer Ferienanlage in Praia da Luz an der Algarve aus ihrem Bettchen. Im selben Jahr geriet Martin N. als Pädophiler ins Visier der Soko Dennis.
Inwieweit Martin N. etwas mit dem Verschwinden des kleinen Mädchens zu tun haben könnte, ist jedoch völlig unklar. Seine Opfer, von denen man weiß, sind allesamt Jungen. Trotzdem hält laut "Daily Mail" auch Clarence Mitchell, der Sprecher der Familie McCann, es für möglich, dass er etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben könnte. Das erscheint bemerkenswert - denn laut "Daily Mail" wurden Maddies Eltern noch gar nicht über neue Hinweise in dem Fall informiert.

"Es könnte er sein und er passt in das Profil, er ist ein bekannter Pädophiler und er ist ein Ausländer (...) Es gibt eine gewisse Glaubwürdigkeit, aber wir können nicht spekulieren", wird der Sprecher der McCanns zitiert. N. sei schon früher von Ermittlern zu Madeleines Entführung befragt worden und hätte geleugnet, sagt er. Die Eltern von Maddie sollen sich ihm zufolge nicht zu den neuen Verdächtigungen äußern wollen. "Kate und Gerry sind nicht in der Lage, dies zu kommentieren und würden es auch nicht, da es sich um operative Details handelt."
Quelle: "Daily Mail"
