Im Fall der Sabotage an den Nordstream-Pipelines in der Ostsee vor fast zwei Jahren gibt es Medienberichten zufolge einen Haftbefehl. Polen hat den Empfang des von Deutschland beantragten Haftbefehls gegen einen ukrainischen Verdächtigen wegen der Explosionen an den Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 im Jahr 2022 bestätigt. Sie habe den Haftbefehl gegen "Volodymyr Z." im Juni "im Zusammenhang mit einem Verfahren gegen ihn in Deutschland" erhalten, teilte die polnische Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Der in Polen ansässige Mann habe sich aber vor einer Festnahme in die Ukraine absetzen können.
Weiter erklärte die Staatsanwaltschaft, dass die deutschen Behörden zwar im Juni einen europäischen Haftbefehl gegen "Volodymyr Z." übermittelt, den Verdächtigen jedoch nicht in das Fahndungsregister aufgenommen hätten. Daher habe der Verdächtige Anfang Juli unbehelligt in die Ukraine zurückkehren können.
Zuvor hatten verschiedene Medien in Deutschland darüber berichtet, dass der Generalbundesanwalt einen Haftbefehl gegen einen Ukrainer beantragt habe. Nach Recherchen von ARD, "Süddeutscher Zeitung" und der "Zeit" steht der Mann im Verdacht, an den mutmaßlichen Anschlägen im Jahr 2022 beteiligt gewesen zu sein.
Der Europäische Haftbefehl sei bereits im Juni beantragt worden, die polnischen Behörden hätten den Mann aber bislang nicht festgenommen. Mittlerweile sei er untergetaucht. Die Bundesanwaltschaft war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Nordstream-Pipelines durch Sprengsätze beschädigt
Die beiden Gasleitungen Nordstream 1 und 2 waren am 26. September 2022 durch mehrere Sprengungen beschädigt und unterbrochen worden. Die Explosionen waren in der Nähe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm registriert worden. Wenig später wurden vier Lecks an drei der insgesamt vier Leitungen der Nordstream-Pipelines entdeckt. Durch Nord Stream 1 floss damals russisches Erdgas nach Deutschland. Nordstream 2 war wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der folgenden politischen Streitigkeiten noch nicht in Betrieb.
In Deutschland, Dänemark und Schweden wurden nach den Explosionen Ermittlungen eingeleitet, die in Deutschland von der Bundespolizei und dem Bundeskriminalamt im Auftrag des Generalbundesanwalts geführt werden. Dänemark und Schweden stellten ihre Verfahren allerdings mittlerweile ein.
Den Medienberichten zufolge gehen die deutschen Ermittler davon aus, dass der Ukrainer einer der Taucher war, die Sprengsätze an den Nord-Stream-Pipelines platzierten. Es werde auch gegen weitere Verdächtige aus der Ukraine ermittelt. Bei ihnen handelt es sich den Berichten zufolge ebenfalls um Taucher, doch liegt gegen sie bislang kein Haftbefehl vor. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine Verwicklung seines Landes mehrfach bestritten.

Bisherige Ermittlungen hatten eine Segeljacht im Visier gehabt, auf der im Juli 2023 Sprengstoffspuren entdeckt wurden. Es wurde vermutet, dass die "Andromeda" möglicherweise zum Transport des Sprengstoffs für die Sabotage zum Einsatz kam. Die nun veröffentlichten Informationen stützen sich den Anghaben zufolge auch auf "Hinweise eines ausländischen Nachrichtendienstes".
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