Attacke auf Marktplatz Polizei Mannheim reagiert mit emotionalem Post auf Tod ihres Kollegen

Minuten nach dem Bekanntwerden seines Todes trauern Polizisten auf dem Marktplatz in Mannheim um ihren getöteten Kollegen
Minuten nach dem Bekanntwerden seines Todes trauern Polizisten auf dem Marktplatz in Mannheim um ihren getöteten Kollegen
© Boris Roessler / DPA
Ein Polizist wird bei der Messerattacke von Mannheim am Freitag lebensgefährlich verletzt. Am Sonntag erliegt er seinen Verletzungen. Seine Kolleginnen und Kollegen finden emotionale Worte zum Abschied.

Der Tod eines jungen Polizisten nach einer Messerattacke in Mannheim hat bundesweit Bestürzung ausgelöst. Zugleich wird über Konsequenzen des Angriffs vom Freitag debattiert. Für das Rathaus der Stadt hat Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) Trauerbeflaggung ab diesem Montag angeordnet.

Bei dem Angriff hatte ein Mann am Freitagvormittag auf dem Marktplatz in der Innenstadt bei der Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) sechs Männer verletzt, darunter den Polizisten. Der 29-Jährige erlag am Sonntagnachmittag seinen Verletzungen. Der Angreifer habe dem Beamten mehrmals in den Kopfbereich gestochen. Der Polizist wurde nach der Tat notoperiert und in ein künstliches Koma versetzt – vergebens.

Die Kolleginnen und Kollegen des verstorbenen Polizisten reagierten mit einem emotionalen Post auf Facebook auf seinen Tod: "Wir trauern um unseren Kollegen – um andere zu schützen hat er sein Leben gegeben!"

"Wir sind zutiefst erschüttert – der Verlust trifft uns alle sehr und macht uns fassungslos zugleich. Die gesamte Polizeifamilie trauert um ihn und ist in Gedanken bei seiner Familie, seinen Freunden und Angehörigen. Er war ein besonderer Mensch – ruhig und bedacht im Handeln und immer mit einem freundlichen, offenen Lächeln gegenüber jeder und jedem. Wir werden ihn nie vergessen!"

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Auch bundesweit trauerten Polizeibehörden, Landeskriminalämter und das Bundeskriminalamt auf der Plattform X unter dem Hashtag #einervonuns um den gestorbenen Kollegen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte: "Ich bin tief erschüttert über den Tod des Polizisten, der in Mannheim mutig eingriff, um Menschenleben zu schützen." Steinmeier zeigte sich zugleich besorgt über eine "Verrohung der politischen Auseinandersetzung und der wachsenden Gewaltbereitschaft in unserem Land." Und er mahnte: "So darf es nicht weitergehen. Gewalt gefährdet, was unsere Demokratie stark gemacht hat."

Olaf Scholz ehrt getöteten Polizisten

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf X: "Sein Einsatz für die Sicherheit von uns allen verdient allerhöchste Anerkennung. Ich bin in diesen bitteren Stunden in Gedanken bei seiner Familie und bei allen, die um ihn trauern." CDU-Chef Friedrich Merz betonte auf X: "Aus dem Messerangriff am Freitag ist heute heimtückischer Mord geworden. Meine Gedanken sind bei der Familie. Es ist einfach furchtbar. Dieser Mord muss harte Konsequenzen haben, auch für diejenigen, die mit dem Täter sympathisieren."

Bundesaußenministern Annalena Baerbock (Grüne) würdigte ebenfalls den Einsatz des Polizisten. "Er versuchte, Leben zu retten und starb für unser aller Sicherheit und Freiheit", schrieb sie auf X.

In Baden-Württemberg zeigten sich Politiker ebenfalls schockiert über den Tod des jungen Polizisten. "Die Nachricht erschüttert mich bis ins Mark", erklärte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. "Uns allen führt diese fürchterliche Tat schmerzhaft vor Augen, welchem oft unkalkulierbaren Risiko Polizeibeamte tagtäglich ausgesetzt sind", machte der Grünen-Politiker deutlich. Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte, der Tod mache "unendlich traurig". "Dies sind Momente, in denen die Welt stillzustehen scheint." Die Realität sei: "Für die Polizistinnen und Polizisten kann potenziell jeder Einsatz gefährlich sein, mit unabsehbaren Folgen für ihre Gesundheit und ihr Leben."

Attentat in Mannheim entsetzt Politiker

Zahlreiche Politiker verbanden ihre Stellungnahmen aber mit Warnungen vor dem Islamismus. "Der Täter muss mit maximaler Härte des Gesetzes für seine mörderische Tat bestraft werden. Das Motiv wird weiter untersucht, aber klar ist: Unsere Sicherheitsbehörden haben die islamistische Szene fest im Visier und verstärken diesen Kampf weiter", schrieb Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) auf X.

Die Grünen-Bundesvorsitzende Ricarda Lang sagte in der ARD-Sendung "Caren Miosga": "Der Islamismus ist der Feind der freien Gesellschaft. Genau als solcher muss er auch behandelt werden".

FDP-Chef Christian Lindner zeigte sich auf der Plattform "wütend, was in unserem Land passiert". "Gegen den islamistischen Terrorismus müssen wir uns zur Wehr setzen. Die Sicherheitsbehörden werden wir dafür finanziell weiter stärken. Schluss mit falscher Toleranz", mahnte der Bundesfinanzminister.

Die AfD-Vorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla äußerten Sorge, dass sich Beamte "wegen einer verfehlten Migrations- und Sicherheitspolitik täglich in Lebensgefahr begeben müssen". Weidel und Chrupalla forderten zugleich, die Zuwanderung aus Afghanistan zu beenden und Rückführungen dorthin in Angriff zu nehmen.

Motiv des Täters unklar

Der für politische Delikte zuständige Staatsschutzabteilung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe hatte nach der Attacke die Ermittlungen übernommen. Das Motiv des 25-jährigen Täters ist aber noch immer unklar. Bisher war der in Afghanistan geborene Mann, der 2014 als Jugendlicher nach Deutschland kam, nicht vernehmungsfähig – er war in den Minuten nach der Attacke ebenfalls verletzt worden. Das Amtsgericht Karlsruhe erließ Haftbefehl.

Die Schatzmeisterin von Pax Europa, Stefanie Kizina, hatte am Samstag der "Bild"-Zeitung gesagt, die Attacke sei gezielt gegen Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger gerichtet gewesen. Der 59-Jährige sei mit einem Messer im Gesicht verletzt worden.

Stürzenberger und sein Umfeld innerhalb der Pax-Europa-Bewegung werden von den Behörden etwa in Bayern dem Bereich der verfassungsschutzrelevanten Islamfeindlichkeit zugeordnet. Stürzenberger betätigte sich demnach in der Vergangenheit immer wieder etwa als Versammlungsleiter für Pax Europa. Ebenfalls trat er als Autor auf der rechtsextremistischen Website Political Incorrect in Erscheinung. Er verbreite "islamfeindliche Äußerungen", hieß es auf der Internetseite der bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus.

AFP · DPA
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