Keine Hoffnung auf schnelle Freilassung: Der in der Türkei angeklagte deutsche Schüler Marco W. bleibt weiter in Haft. Der Prozess gegen den 17-Jährigen wurde nun abermals vertagt, teilten seine Anwälte mit. Das Gericht in Antalya wolle die Verhandlung am 26. Oktober fortsetzen.
Marco W. wird beschuldigt, die 13-jährige Charlotte aus Großbritannien sexuell missbraucht zu haben. Auch bei einer weiteren amtlichen Vernehmung habe sie darauf bestanden, dass sie vergewaltigt worden sei, sagte ihr türkischer Anwalt. Die 13-jährige Charlotte habe bei der Vernehmung weitere Details des Abends geschildert. Auf die der Jurist aber nicht eingehen wolle.
Der 17-jährige Marco W. sitzt seit April in der Türkei in Untersuchungshaft. Charlotte war über ein Rechtshilfeersuchen in ihrer britischen Heimat vernommen worden. Die Aussagen liegen bislang aber noch nicht in der Türkei vor.
"Umfangreiche Dinge" vorbereitet
Marco und das Mädchen hatten sich im Badeort Side kennengelernt und waren nach einem Discoabend mit anderen Jugendlichen im Hotelzimmer der 13-Jährigen gelandet. Nach Aussagen von Marco war die Initiative zu den Zärtlichkeiten von dem Mädchen ausgegangen, das sich zudem als 15-Jährige ausgegeben habe. Nach einer Anzeige von Charlottes Mutter war der Junge noch im Hotel festgenommen worden.
Die Haftentlassung des jungen Niedersachsen habe bei der Fortsetzung der Verhandlung an diesem Freitag absoluten Vorrang, sagte Marcos deutscher Rechtsanwalt Matthias Waldraff am Donnerstag in Antalya. Für den bevorstehenden Prozesstag seien "umfangreiche Dinge" vorbereitet worden.
"Freunde der Türkei"
Marcos Zustand sei gemessen an den Umständen "erstaunlich stabil", sagte Waldraff. Der Schüler sitzt seit seiner Verhaftung am 12. April in der Türkei im Gefängnis und musste bereits vier Mal vor Gericht erscheinen. Seine Eltern dürften ihn einmal im Monat länger treffen, sonst seien nur zehnminütige Kontakte erlaubt, bei denen sie durch eine Glasscheibe getrennt sind. Die Eltern hätten keine dieser Gelegenheiten verpasst, sagte der Anwalt.
Waldraff bezeichnete die Familie des Angeklagten und das Team der Verteidiger als "Freunde der Türkei". Es gehe auch darum, Stimmen zurückzuhalten, die aus dem Ablauf des Verfahrens politische Schlüsse ziehen wollten, wenn es um die Integration der Türkei in die EU gehe.