Herr Marquart, Sie reinigen Orte, an denen Menschen ermordet wurden. Was sehen Sie dort?
Hauptsächlich Blut, aber auch Gewebereste. Das Blut kann verdickt, versickert oder verkrustet sein, manchmal haben Fliegen schon ihre Eier abgelegt oder Maden sind entstanden. Es ist nicht wie im Fernsehen – dass die Spurensicherung da war und wir dann direkt mit Blaulicht angerast kommen. Wir werden zu den Tatorten gerufen, wenn die Polizei ihre Ermittlungen abgeschlossen hat und sie freigegeben sind. Das kann einige Tage, manchmal aber auch Wochen dauern. Nur in Ausnahmen sehen wir noch Körper, in der Regel wurden sie schon von den Bestattern abgeholt.
Für Ihren Beruf gibt es keine Ausbildung. Wie sind Sie Tatortreiniger geworden?
Ich hatte damals schon eine Entrümpelungsfirma, die ich auch immer noch habe. Irgendwann sah ich dann eine Reportage über Tatortreinigungen in New York. Das fand ich interessant und dann, am nächsten Tag, kam wie aus heiterem Himmel ein Anruf. "Wir haben da ein Problem, können Sie kommen?" Ich dachte, bestimmt geht es wieder um die Wohnung eines Messies, die ich entrümpeln sollte. Als ich aber ankam, habe ich das durchtrennte Polizeisiegel an der Tür gesehen. Da ist mir kurz das Herz in die Hose gerutscht. Ich sollte allein in die Wohnung, der Eigentümer, der mich beauftragt hatte, blieb unten an der Tür stehen. Ich habe kurz überlegt, bin dann aber rein. So etwas hatte ich bei meinen Entrümpelungen vorher noch nicht gesehen: das Bett tiefrot, viel Blut und Leichenflüssigkeit auf dem Boden und dazu der typische Geruch.