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Tragödie in den Alpen Vierjähriges Mädchen verstecke sich unter Leiche

Obwohl die Polizei längst da war, hat eine Vierjährige knapp acht Stunden am Tatort eines schrecklichen Verbrechens ausharren müssen. Die Hintergründe der Tat sind völlig unklar.

Ein ebenso rätselhaftes wie schauriges Gewaltverbrechen mit vier Toten erschüttert die Urlaubsidylle in den französischen Alpen. Ein kleines Mädchen aus Großbritannien musste offensichtlich mit ansehen, wie unter anderem seine Eltern durch Schüsse aus einer automatischen Pistole getötet wurden. Anschließend liegt die Vierjährige bis zum Eintreffen der Spurensicherung knapp acht Stunden unter den Beinen ihrer toten Mutter. Sie wurde erst entdeckt, als die Leichen abtransportiert wurden.

Die zum Tatort geeilten Polizeikräfte hatten das Kind nicht gesehen, weil es zusammengekauert im Fußraum des Familienwagens lag, das mit laufendem Motor an einem Waldparkplatz stand. Sie entdeckten lediglich die drei Leichen im Auto, die schwer verletzte Schwester der Vierjährigen sowie einen toten Radfahrer. Letztere lagen in Nähe des BMW. "Das ist ein schreckliches Drama", gab Staatsanwalt Eric Maillaud am Donnerstag in Annecy zu. Das Mädchen habe sich allerdings nicht bemerkbar gemacht und sei von Außen nicht zu sehen gewesen.

Die lange Zeitverzögerung beim Abtransport der Leichen erklärte Maillaud mit der aufwendigen Spurensicherung. Diese sei Grundlage der Polizeiarbeit und vielleicht Schlüssel zur Lösung des völlig rätselhaften Falls.

Keinerlei Hinweise auf die Hintergründe der Tat

Die Staatsanwaltschaft musste allerdings eingestehen, dass sie bislang keinerlei Hinweise auf die Hintergründe der Tat hat. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf einen kriminellen Hintergrund. Gegen die These eines Familiendramas spricht das vierte Todesopfer. Bei ihm handelt es sich um eine jungen Mann aus der Region, der mit seinem Fahrrad auf dem Waldweg unterwegs war, an dem sich das Verbrechen am Mittwochnachmittag ereignete.

Die Familie kam nach ersten Ermittlungen aus dem Großraum London, wobei zumindest der Vater im Irak geboren sein soll. Sie war offensichtlich zum Urlaub auf einem idyllischen Drei-Sterne-Camping-Platz in der beliebten Ferienregion.

Die Hoffnungen der Ermittler ruhen nun auf dem älteren der beiden überlebenden Mädchen. Die etwa Siebenjährige liegt zwar noch schwerverletzt im Koma. Nach einer weiteren Operation könnte sie aber vernehmungsfähig sein. Von der Befragung des zweiten Kindes erwartet der Staatsanwalt keine weiterbringenen Aussagen. "Ihr geht es körperlich sehr gut", sagte Maillaud. Sie sei aber noch zu jung, um eine detaillierte Aussage machen zu können. Das wichtigste sei nun, dass das Mädchen keine bleibenden psychischen Schäden davontrage.

Von Ansgar Haase, DPA DPA

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