Seit zehn Jahren lebt der gebürtige Jamaikaner Leon Haughton in den USA. Er ist im Besitz einer Greencard und arbeitet hart, um seine Familie zu versorgen. Er hat sich nie irgendetwas zu Schulden kommen lassen, hat keine Vorstrafen, kam nie auch nur wegen Kleinigkeiten mit dem Gesetz in Konflikt, so sein Anwalt. Jedes Jahr zu Weihnachten fliegt er für ein paar Tage zurück nach Jamaika, um die Feiertage mit seinen Eltern zu verbringen. Und jedes Jahr bringt er von dort eine Kleinigkeit mit, die ihm anschließend den Alltag versüßt: Honig. Leon trinkt gern Tee, und am liebsten mit einem Löffel jamaikanischen Honig darin.
Jedes Jahr brachte Haughton Honig mit
Doch im vergangenen Jahr sorgten ausgerechnet drei Gläser Honig dafür, dass sein bisheriges Leben um ihm zusammenstürzte. Bei der Einreise in die USA Ende Dezember wurde er am Zoll aufgehalten. Der Zollbeamte warf dem dunkelhäutigen Mann vor, statt Honig Liquid Meth, eine gefährliche Droge, in die USA einführen zu wollen. Er behauptete, ein Spürhund hätte beim Schnüffeln an den Gläsern reagiert. Der überraschte Haughton widersprach vehement – doch der Zollbeamte wollte ihm nicht glauben. Leon Haughton wurde in Untersuchungshaft genommen. Da er kein amerikanischer Staatsbürger war, gab es für ihn nicht die Möglichkeit, auf Kaution freizukommen.
Hatte er gehofft, dass es ja nicht lange dauern könne, bis das Missverständnis aufgeklärt sei, irrte er sich leider. Obwohl die Laborergebnisse schon bald eindeutig bewiesen, dass es sich bei dem Honig um eben das – Honig – handelte und keineswegs um flüssiges Meth, musste der Mann im Gefängnis ausharren. Fast drei Monate lang, vollkommen unschuldig. Sein Anwalt hatte zwischenzeitlich immer wieder versucht, das Verfahren und damit die Freilassung zu beschleunigen, doch seine Bemühungen fielen ausgerechnet in die Zeit des Shutdowns, den Donald Trump 2018 im Parlament herbeigeführt hatte. Kein Staatsbeamter war zu erreichen.
Die Bemühungen seines Anwalts waren fruchtlos
Nach 82 Tagen, die der 54-Jährige wegen drei Gläsern Honig hinter Gittern verbrachte, durfte er endlich nach Hause. Seine beiden Jobs hatte er inzwischen verloren – Haughton hatte als Maurer und zusätzlich nebenher als Reinigungskraft gearbeitet. Jetzt musste er seine Existenz komplett neu aufbauen. Seit einer Weile fährt er nun Trucks für einen Bäckerei-Konzern. Doch der Schock und die Frustration sitzen immer noch tief bei ihm. "Ich habe jetzt Angst, zu verreisen", sagt Leon Haughton. "Du bist völlig unschuldig und kannst trotzdem im Gefängnis enden."
Quelle: "Washington Post"