Video im Internet Schüler quälen Sechstklässler in der Mittagspause

Die Kinder mussten sich entblößen und Liegestütze machen: An einer Schweriner Schule haben Elftklässler jüngere Schüler getreten und misshandelt. Anschließend stellten sie ihre Taten ins Netz.

Teenager haben an einer Schule in Schwerin Sechstklässler misshandelt, gedemütigt und ein Video davon ins Internet gestellt. Gegen die drei 16, 17 und 18 Jahre alten Schüler aus der elften Klasse wird wegen Körperverletzung und Nötigung ermittelt, das Video sei inzwischen aus dem Internet gelöscht worden, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag.

Die Jugendlichen sollen in der Mittagspause am Dienstag ein Kind nach dem anderen in einen Raum des Schulgebäudes gezerrt, geschlagen und getreten haben. Fünf Sechstklässler wurden gezwungen Liegestütze zu machen und sich zu entkleiden. Einige der elf Jahre alten Opfer wurden zudem mit den Köpfen unter fließendes Wasser am Waschbecken gehalten. Die tatverdächtigen Schüler, die bereits polizeibekannt sein sollen, nahmen den Vorfall auf Video auf und luden es auf der Internetplattform YouTube hoch.

Im Polizeibericht werden die Übergriffe als "Tortur" bezeichnet. Die Gesamtschule im Problembezirk Großer Dreesch hatte die Polizei eingeschaltet. Die mutmaßlichen Täter und die Opfer wurden zu den Vorfällen befragt. "Zu den Motiven der Tat und den Beziehungen der Schüler untereinander können wir noch nichts sagen", erklärte der Polizeisprecher. Ersten Ermittlungen zufolge habe der Vorfall keinen ausländerfeindlichen Hintergrund. Das Handy, mit dem die Attacken aufgenommen wurden, sei sichergestellt worden.

Lehrerin fiel seltsames Verhalten auf

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) reagierte entsetzt. "Dieser Vorfall zeigt uns, Gewalt in und im Umfeld von Schulen ist ein Thema, das nicht nur irgendwo in der Ferne stattfindet, sondern manchmal ganz nah bei uns", sagte Caffier, der gerade Schulen für Präventionsarbeit gegen Gewalt und Kriminalität auszeichnete.

Laut Polizei war einer aufmerksamen Lehrerin das veränderte Verhalten der Sechstklässler aufgefallen. Die Staatsanwaltschaft ist eingeschaltet.

Wie ein Sprecher des Bildungsministeriums sagte, war am Donnerstag ein Krisenpräventionsteam an der Schweriner Schule im Einsatz, eine Schulpsychologin habe in der betroffenen sechsten Klasse Gespräche geführt. Die tatverdächtigen Schüler seien vorerst vom Unterricht suspendiert und auch von einer für kommende Woche geplanten Klassenfahrt ausgeschlossen worden. Es werde zudem Gespräche mit den Eltern und der Schulleitung über die weitere Schullaufbahn der Jugendlichen geben.

DPA
mlr/DPA/AFP

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