Wenige Tage nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft hat der TV-Moderator Jörg Kachelmann am Wochenende in mehreren Interviews den gegen ihn erhobenen Vergewaltigungsvorwurf zurückgewiesen. "Ich bin unschuldig", sagte der 52-Jährige dem Magazin "Spiegel". Der "Focus" berichtete unterdessen von neuen Ermittlungen gegen Kachelmann wegen gefährlicher Körperverletzung.
Kachelmann war am Donnerstag nach rund viermonatiger Untersuchungshaft wieder auf freien Fuß gekommen. Das Oberlandesgericht Karlsruhe ordnete die Haftentlassung an, weil "kein dringender Tatverdacht" bestehe, dass Kachelmann seine Ex-Freundin Anfang Februar vergewaltigt habe. Es stehe vielmehr "Aussage gegen Aussage". Kachelmann war im Gefängnis in Mannheim inhaftiert gewesen.
Der Wetterexperte sagte dem "Spiegel", er habe "keinen Fehler gemacht, jedenfalls keinen von irgendwelcher juristischer Relevanz". Trotzdem räumte er Versäumnisse ein: "Diese Beziehung lief länger, als ich es hätte zulassen sollen. Dadurch habe ich diese Frau in einer Weise gekränkt, die ich in der Nachschau nur bedauern kann." Zur öffentlichen Diskussion über sein Privatleben sagte Kachelmann, er habe in seinem Leben ganz sicher nicht alles richtig gemacht und auch nicht in jeder Phase seines Lebens monogam gelebt. "Aber deswegen habe ich keine Straftat begangen." Erotische Vorlieben diskutiere er nicht öffentlich. "Alles was geschah, geschah einvernehmlich."
Kachelmanns Anwalt Reinhard Birkenstock kritisierte in dem Interview das Verhalten der Mannheimer Staatsanwaltschaft in dem Fall. "Mit gezielten Durchstechereien an Medien sollte meinem Mandanten geschadet werden", sagte er mit Blick auf die zahlreichen Berichte über die angeblichen Affären und sexuellen Vorlieben des Moderators. Nach Birkenstocks Angaben beauftragte Kachelmann den Medienanwalt Rolf Höcker mit der Durchsetzung von Schmerzensgeld-Forderungen in Höhe von 2,25 Millionen Euro. Die Forderungen wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts richten sich nach Angaben von faz.net vor allem gegen die "Bild"-Zeitung und die "Bild am Sonntag".
Über sein Leben im Gefängnis sagte Kachelmann dem "Spiegel", er sei dort Hilfsreiniger gewesen und habe Putzmittel und Post verteilt. "Außerdem musste ich die Klos putzen." Wettervorhersagen aus der Zelle habe er nicht angestellt, obwohl ihn seine Mithäftlinge darum gebeten hätten. Wetter sei die Leidenschaft seines Lebens gewesen, "daraus wurde ich nun rausgerissen".
Der Schweizer Wetterexperte, der Mitte März nach seiner Rückkehr von den Olympischen Winterspielen im kanadischen Vancouver auf dem Frankfurter Flughafen festgenommen worden war, muss sich im September vor dem Landgericht Mannheim wegen des Vergewaltigungsvorwurfs verantworten. Bei einer Verurteilung droht ihm eine Haftstrafe von mindestens fünf Jahren.
Nach einem Bericht des "Focus" droht Kachelmann ein weiteres Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung. Im Jahr 2001 habe Kachelmann eine Frau, mit der er eine Beziehung hatte, in ihrer Wohnung nackt an der Armatur der Dusche festgebunden und sie mit einem Rohrstock auf den Po geschlagen, berichtet das Magazin unter Berufung auf eigene Informationen. Die Frau habe drei Tage nach Kachelmanns Festnahme an das Amtsgericht Mannheim geschrieben, dass sie eine Affäre mit ihm durchlebt habe und bestätigen könne, dass er "ab und zu wirklich nicht zurechnungsfähig" sei.