Agia Napa ist ein bekannter Ferienort auf der Mittelmeerinsel Zypern. Dort habe die junge Britin über den Sommer 2019 gearbeitet und einen jungen Mann aus Israel gedatet, welcher zusammen mit ein paar Freunden im selben Resort wohnte wie sie. Im Juli geht die junge Frau dann zur zypriotischen Polizei und sagt aus, dass sie von 12 Männern im Hotel vergewaltigt worden sei.
Zypern: Frau wird von wohl 12 Männern vergewaltigt und dann selbst beschuldigt
Doch als sie auf der Polizeistation keinen Anwalt gestellt bekam, habe sie ihre Aussage zurückgezogen, nachdem sie sieben Stunden lang dort festgehalten wurde. Daraufhin wurde die damals 19-Jährige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses vors Gericht gestellt und verurteilt. Die verdächtigten Männer wurden zwar in Gewahrsam genommen, doch stritten sie die Beschuldigungen ab und sagten aus, dass jeglicher Sex einvernehmlich gewesen sei. Sie wurden wieder freigelassen und durften nach Hause fliegen.
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Im September vergangenen Jahres durfte die junge Britin dann Einspruch einlegen. Nun gab der Oberste Gerichtshof in Nikosia schließlich der Berufung statt: Die Verurteilung wurde aufgehoben, nachdem sie im Januar 2020 zu vier Monaten Haft verurteilt wurde. Sie und ihre Verteidiger hatten Erfolg mit dem Einspruch mit der Begründung, dass die ursprüngliche Verurteilung wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses nicht gerechtfertigt gewesen sei. Viele Frauenrechtlerinnen versammelten sich vor dem Obersten Gericht und zeigten damit ihre Unterstützung für die junge Frau.
Nach mutmaßlicher Vergewaltigung: Junge Frau hat Erfolg vor Gericht
Die heute 21-Jährige muss ihre viermonatige Haftstrafe nun nicht mehr absitzen. Insbesondere ging es ihr bei der Klage darum, dass die Verurteilung aufgehoben werde, um ihren Namen reinzuwaschen. Ihr Rechtsanwalt erklärt, dass diese sonst in ihrer Akte stehen würde und mit solch einem Vermerk Bewerbungen auf einen Job schwierig wären. Die Erinnerungen an diese Zeit wären zudem traumatisch.
Das Oberste Gericht auf Zypern habe eingeräumt, dass die junge Frau keinen fairen Prozess bekommen hätte. Ganz im Gegenteil: der Prozessrichter habe mehrere Male gerufen: "Das ist kein Vergewaltigungsfall" und Argumente, die belegen, dass die Frau vergewaltigt wurde, seien nicht angehört worden.
Die Familie der Frau fordert nun, dass die ursprünglichen Vergewaltigungsvorwürfe untersucht werden, damit ihr "wahre Gerechtigkeit" zuteilwird. Die Mutter, die sie tagelang vor Gericht unterstützte, sagte, sie hoffe, dass das Leiden ihrer Tochter zumindest positive Veränderungen in der zukünftigen Behandlung von Verbrechensopfern bewirken werde. Aktivisten und Befürworter beschrieben es als Sieg für die Gerechtigkeit, doch gleichzeitig auch als eine Farce, dass es überhaupt so weit kommen musste.
Quellen: BBC, BBC, "The Critic"