Verirrt auf dem Berliner Ring Elch stirbt nach Zusammenprall mit Auto

Er schaute nicht nach links oder rechts und rannte einfach los: Ein Elch wurde am Samstag auf der A10 von einem Auto angefahren. Der Fahrer musste ins Krankenhaus, das Tier starb noch am Unfallort.

Ungewöhnlicher Verkehrsunfall bei Berlin: Ein stattlicher Elch hat am Samstagmorgen die Autobahn A10 bei Erkner überquert und ist von einem Pkw überfahren worden. Der Fahrer des VW Polo wurde bei der Kollision verletzt und musste ins Krankenhaus, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Anschließend wurde der Kadaver des zwischen 600 bis 800 Kilogramm schweren Tiers noch von einem Laster überrollt. Die Autobahnmeisterei Erkner beseitigte die Überreste.

Nach Angaben der Polizei handelte es sich um einen jungen Stangenelch-Bullen, vermutlich vier bis fünf Jahre alt. "Er hatte schon ein Geweih, das war aber noch nicht so groß", sagte eine Sprecherin am Sonntag. Das Tier kam vermutlich aus Polen und ist durch die Oder geschwommen. Nach Angaben der Sprecherin war das "sehr schöne Tier" in den vergangenen Tagen bereits von Jägern fotografiert und auch von Reisenden an der Autobahn gesehen worden. "Den Anrufern haben wir erst gar nicht geglaubt", sagte der Sprecher. Die Polizei habe dann nachgeschaut, das Tier aber nie selbst zu sehen bekommen.

"Elche sind im Straßenverkehr wesentlich gefährlicher als Rehwild", erklärte Verbandsgeschäftsführer Berns Möller, Geschäftsführer des Landesjagdverbands Brandenburg . "Aufgrund ihrer Höhe reichen sie bis in die Fahrerkabine eines Autos." Die Autobahnen in Deutschland seien mit zwei Meter hohen Zäunen zwar gegen Wildwechsel sehr gut gesichert. "Aber einen Elch hält das nicht ab."

Elch-Sichtungen keine Seltenheit in Brandenburg

Weitere Elch-Unfälle befürchtet die Polizei nicht. Das Tier sei ein Einzelgänger gewesen. Es handelt sich aber nicht um den ersten "Elch-Unfall" in der Region: Im August 2000 verendete ein Elch nach einem Zusammenstoß mit einem Linienbus im Spreewald, teilte das Agrarministerium mit. Insgesamt wurden seit der Wiedervereinigung acht tote Tiere in Brandenburg gefunden.

Elche tauchen zunehmend wieder in Brandenburg auf. Etwa 70 bis 100 Mal seien sie dort seit 1990 gesehen worden, sagte Diplom-Forstingenieur Jan Engel vom Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE). Vor allem Jäger in den Gegenden an Oder und Neiße meldeten Sichtungen. Gegeben habe es den Elch in Brandenburg schon immer. "Er war aber hier nie so richtig heimisch wie in Polen oder noch weiter östlich, sondern zog immer mal durch. Zu DDR-Zeiten wurde er sogar gejagt." Die Geschäftsführerin des Wildparks Schorfheide, Imke Heiter, zeigte sich ebenfalls wenig verwundert über das zunehmende Auftauchen des Elchs. "Er gehört zu den einheimischen Tieren. Das sind ganz alte Wildwechsel, wohin die Tiere zurückkehren."

Nach Angaben des Landesjagdverbands Brandenburg unterliegt die Entsorgung strengen Vorschriften. "Wild, das bei einem Verkehrsunfall getötet wurde, darf nicht in den Lebensmittelhandel gelangen", sagte Verbandsgeschäftsführer Möller. Ein Verkauf sei nicht erlaubt, Verstöße würden strafrechtlich geahndet.

Die größten Hirsche der Erde

Elche sind die größte lebende Art der Hirsche. Sie leben gewöhnlich in kälteren Regionen der Nordhalbkugel - vor allem in Kanada, Alaska und den nordwestlichen USA sowie von Ostsibirien bis Skandinavien. Aber auch im Osten Deutschlands wurden schon mehrere Tiere gesichtet. Sie kommen vermutlich aus Polen, Tschechien oder den baltischen Staaten. Fachleute erwarten, dass sich Elche etwa in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg dauerhaft ansiedeln könnten. Bis ins frühe Mittelalter lebten Elche in ganz Deutschland.

Elche lieben sumpfiges Gelände, können gut schwimmen und wiegen bis zu 800 Kilogramm. Die Tiere mit dem mächtigen Schaufelgeweih ernähren sich von Zweigen, Blättern, Sumpf- und Wasserpflanzen. Elche leben als Einzelgänger oder in kleinen Trupps. Sie können etwa zwölf Jahre alt werden. Wölfe und Bären sind ihre natürlichen Feinde.

Motorjournalisten in Skandinavien erfanden den mittlerweile weltweit bekannten "Elchtest", mit dem die Fahrstabilität von Autos überprüft werden soll. Dabei wird das Steuer ruckartig herumgerissen, wie um einem Elch auf der Straße auszuweichen. Ist das Fahrwerk nicht perfekt, kann das Auto kippen. Bei einem solchen Test in Stockholm stürzte im Oktober 1997 ein Fahrzeug der damals neuen A-Klasse von Mercedes um und setzte eine Sicherheitsdebatte in Gang.

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jwi/AFP/DPA

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