Er ist 333 Meter lang, hat zwei Atomreaktoren zur Energieversorgung und kostete 6,2 Milliarden Dollar. Amerikas modernster Flugzeugträger "George H. W. Bush" hat ein banales Problem: Die bis zu 5500 Männer und Frauen finden an Bord zeitweise kein funktionierendes Klo. Schuld an der Misere sind Probleme mit einem Vakuumsystem für die Toiletten, berichtet die US-Zeitschrift "Navy Times".
Der nach dem 1993 abgetretenen US-Präsidenten George Bush benannte Flugzeugträger wurde im Frühjahr 2009 in Dienst gestellt. In diesem Jahr hatte er erstmals einen größeren Einsatz. Nach Angaben der "Navy Times" kam es jedoch mindestens zwei Mal vor, dass alle 423 Toiletten an Bord nicht funktionierten. Die Zeitung beruft sich auf Angaben von Besatzungsmitgliedern. Häufiger komme es vor, dass die Klos in kompletten Abschnitten des Schiffes ausfielen. Dann dauere die Suche nach einem stillen Örtchen bis zu einer Stunde - manchmal sei es bei so langem Herumirren schließlich zu spät, schreibt das Blatt.
5000 Mann mit drängender Notdurft
Rund 5000 Personen sind auf der "George Bush" an Bord, und die treiben die versagenden Toiletten in die Verzweiflung. So pinkeln Männer in Flaschen oder nutzen Duschen. Manche Frauen versuchen es so lange zurückzuhalten, bis sie eine Harnwegserkrankung bekommen. Einige würden extra wenig trinken und essen. Zudem würden häufig mit Urin gefüllte Flaschen an der Reling entleert, heißt es. Je nachdem, von wo der Wind bläst, kann dies unangenehme Folgen haben. Offiziell bestätigt ist eine Strafe für einen Matrosen, der auf einen Geschützstand pinkelte.
Lieferant der Toilettensysteme ist der Weltmarktführer bei Vakuumtoiletten Evac. Der hat schon über eine halbe Million Toiletten installierte - vom Luxus-Kreuzfahrtschiff bis zum Marine-Kreuzer. Der Toilettenspezialist gehört seit 2004 zur französischen Zodic Aerospace, sollte also genügend Erfahrung haben. Bislang sind keine Berichte über ähnliche Probleme bekannt. Schuld an der Misere soll das mit Unterdruck arbeitende Toilettensystem mit seinem rund 400 Kilometer langen Rohrnetzwerk sein. Darin sorge "unangemessenes Material" für Verstopfungen, berichtet die für das Schiff verantwortliche Militärstelle "Naval Air Force Atlantic". Schon mehr als 10.000 Stunden Arbeit wurden zur Lösung aufgewendet. Insgesamt seien die Systeme des Flugzeugträgers zu 94 Prozent einsatzbereit - heißt es offiziell.
Schrubber, Socken, Damenbinden
Der Kapitän des Flugzeugträgers, Brian Luther, hat das Klodebakel inzwischen eingeräumt. Alles funktioniere einwandfrei, wenn es wie vorgeschrieben benutzt werde, sagte er der "Navy Times". Es sei aber alles Mögliche in den verstopften Rohren gefunden worden, von Socken über Unterwäsche, Hemden, Damenhygieneartikel bis hin zum Teil eines Schrubbers. Dafür sei das System nicht ausgelegt. Um künftig das Malheur zu verhindern, verlangt der Kapitän vor allem eines: den Einbau größerer Abflussrohre.