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Pharmariese Wegen Schadenersatz-Zahlungen bei Babypuder: Johnson&Johnson meldet Insolvenz an

Babypuder der Marke Johnson&Johnson stehen nebeneinander in einem Verkaufsregal
Das Babypuder des Konzerns soll mit krebserregendem Asbest kontaminiert sein.
© Imago Images
Aufgrund von bislang 38.000 Schadenersatzklagen hat der US-Pharmariese Johnson&Johnson Insolvenz angemeldet. Auf diese Weise möchte er Schadensersatz-Zahlungen verhindern.

Obwohl Johnson&Johnson für die ersten neun Monate diesen Jahres bereits acht Milliarden Dollar mehr Umsatz als im Vorjahr verzeichnet hat, meldete der Pharmakonzern vergangene Woche Insolvenz im US-Bundesstaat North Carolina an. Hintergrund sind die 38.000 Klagen gegen Johnson&Johnson, in denen dem Konzern vorgeworfen wird, das Babypuder des Unternehmens sei mit krebserregendem Asbest kontaminiert.

Johnson&Johnson wendet umstrittenes juristisches Manöver an

Bereits 2015 urteilte ein US-Gericht in St. Louis, dass es als erwiesen gelte, dass Frauen von einem bestimmten Babypuder, das Johnson&Johnson seit Jahrzehnten vertreibt, ein höheres Risiko für Krebs in den Eierstöcken bekommen. Das Puder wurde auch von erwachsenen Frauen zur täglichen Hygiene genutzt, von denen viele erkrankten und an den Folgen starben. Die Anschuldigungen gegen den den Konzern und seine Produkte waren schon damals nicht neu, aber erstmals konzentrierte sich ein Verfahren auf Asbest in dem Puder, so das Handelblatt. Die  Anwälte der Klägerinnen warfen dem Konzern vor, Hinweise auf Asbest in seinen Produkten mehr als 40 Jahre lang vertuscht zu haben.

Um seine rechtliche Haftung zu begrenzen, wandte der Konzern vergangenen Monat ein umstrittenes juristisches Manöver an, das als "Texas Two-Step" bekannt ist. Hierzu habe der Konzern Johnson&Johnson in viele kleine Unternehmen aufgespalten. Die meisten dieser Unternehmen seien danach wieder als ein gemeinsamer Konzern zusammengefasst worden. Die wenigen Übriggebliebenen bilden seither eine neue Firma, LTL Management, deren einziges Geschäftsfeld das Bestreiten des Gerichtsstreits gegen das Babypuder sei.

Richter setzt Klagen aus – aber nur für 60 Tage

Da es sich hierbei um ein hochgradig defizitäres Geschäftsmodell handle und LTL keine Chance hat, mit irgendetwas Geld zu verdienen, verlegte Johnson&Johnson den Geschäftssitz von LTL nach North Carolina, so Focus Online. Denn North Carolina ist einer der wenigen amerikanischen Bundesstaaten, die den „Texas Two-Step“ anerkennen.

Pharmariese: Wegen Schadenersatz-Zahlungen bei Babypuder: Johnson&Johnson meldet Insolvenz an

Ein Bundesrichter in North Carolina hat am Mittwoch zugestimmt, die rund 38.000 Klagen gegen Johnson&Johnson vorübergehend einzustellen – allerdings nur für 60 Tage. Das berichtet der US-amerikanische Sender NPR. Außerdem entschied der Richter, dass der Fall in New Jersey, wo Johnson&Johnson seinen Hauptsitz hat, und nicht in North Carolina verhandelt werden sollte.

Quellen: Handelblatt, Focus Online, NPR

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