Absturz von "SpaceShipTwo" Richard Branson will trotz Kritik weitermachen

Am Freitag stürzte das Raumflugzeug "SpaceShipTwo" über Kalifornien ab. Milliardär Richard Branson will trotz wachsender Kritik mit seinem Weltraumtourismus-Projekt weitermachen.

Trotz Kritik will der Milliardär Richard Branson auch nach dem Absturz des Raumflugzeugs "SpaceShipTwo" mit seinem Weltraumtourismus-Projekt weitermachen. "Das Weltall ist hart – aber es lohnt sich. Wir werden durchhalten", teilte der 64-jährige Brite am Samstag auf der Webseite seines Unternehmens Virgin Galactic mit. Er sei schockiert über das Unglück. "SpaceShipTwo" war am Freitag bei einem Testflug im US-Bundesstaat Kalifornien abgestürzt.

TV-Sender zeigten Bilder von Wrackteilen in der Mojave-Wüste. Nach Polizeiangaben kam einer der beiden Piloten ums Leben, der andere konnte sich mit einem Fallschirm retten. Er wurde schwer verletzt. 2007 waren bei einem Test für das Triebwerk der "SpaceShipTwo"-Rakete bereits drei Menschen ums Leben gekommen.

Rettungskräfte fanden Trümmer auf dem trockenen Wüstenboden verstreut, wie Sheriff Donny Youngblood sagte. "Alle unsere Gedanken sind bei den Familien der von diesem tragischen Ereignis Betroffenen", heißt es in dem Virgin-Statement. "Wir tun alles, was uns möglich ist, um sie zu unterstützen." Das Unternehmen werde voll mit den ermittelnden Behörden kooperieren.

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Lückenlose Aufklärung versprochen

Branson hat eine lückenlose Aufklärung des Unfalls versprochen. Zugleich seien er und sein Unternehmen Virgin Galactic entschlossen, aus den Fehlern der Katastrophe zu lernen, um den Traum vom Weltraumtourismus weiter voranzutreiben. "Wir verstehen, dass Risiken bestehen, und wir werden nicht blind vorpreschen. Das zu tun, wäre eine Beleidigung für all die von dieser Tragödie Betroffenen", sagte Branson vor einem Treffen mit seinen Mitarbeitern in der Mojave-Wüste Kaliforniens am Samstag.

Bereits gekaufte Tickets für die Passagierflüge ins All könnten jederzeit erstattet werden, versicherte Branson. Rund 700 Menschen hatten bereits Flugtickets für je 250.000 US-Dollar (rund 198.000 Euro) gebucht, die ersten Flüge sollten kommendes Jahr starten. Virgin Galactic habe das Geld noch nicht verwendet, sagte Branson.

Mehr als ein Dutzend Ermittler der US-Behörde für Transportsicherheit NTSB trafen am Samstag in Kalifornien ein, um die Absturzstelle zu besichtigen, Daten zu sammeln und Zeugen zu befragen. "Dies wird das erste Mal sein, dass wir die Führung bei einem Raumfahrt-Unfall übernehmen, der Menschen an Bord involvierte", sagte der NTSB-Vorsitzende Christopher Hart. Seine Behörde sei bei den Ermittlungen um die Abstürze der Raumfähren "Challenger" im Jahr 1986 und "Columbia" im Jahr 2003 lediglich beteiligt gewesen, habe aber keine Federführung gehabt. Ob ein häufig als Black Box bezeichneter Flugschreiber an Bord sei, konnte Hart zunächst nicht sagen.

Deutsche Weltraumtouristin will trotzdem ins All

Die Immobilienkauffrau Sonja Rohde aus Hagen gab derweil bekannt, dass sie trotz des Absturz als Weltraumtouristin ins All möchte. "Solange die eigentliche Unfallursache nicht geklärt ist und es keine offiziellen Angaben über den Unfallhergang gibt, bleibe ich dabei und halte an meinem Traum fest", stellte die weltraumbegeisterte Frau am Samstag fest. Rohde wollte mit dem für Weltraumtouristen gebauten "SpaceShipTwo" des Milliardärs Branson in den Weltraum fliegen und nimmt nach eigenen Angaben an regelmäßigen Trainingseinheiten teil.

Ihr sei von Anfang an klar gewesen, dass es bei dem Vorhaben keine Sicherheitsgarantie gebe, sagte die 37-Jährige. Die Weltraumfahrt sei ein lebensgefährliches Unterfangen. Nach dem Absturz des Raumflugzeugs bei einem Testflug stelle sie sich auf eine jahrelange Verzögerung ein. Enttäuscht? "Nach zehn Jahren ist man hart im Nehmen. Mich überrascht nichts mehr", stellte sie fest. Rohde wartet seit zehn Jahren auf den Start. Der Starttermin war immer wieder verschoben worden.

"Ernsthafte Unregelmäßigkeit" beim Testflug

Nach dem Absturz hatte Virgin Galactic mitgeteilt, bei dem Testflug habe es eine "ernsthafte Unregelmäßigkeit" gegeben, jedoch ohne Details zu nennen. "SpaceShipTwo" war von einem Flughafen rund 150 Kilometer nördlich von Los Angeles abgehoben. Es wurde vom Trägerflugzeug "WhiteKnightTwo" in die Höhe gebracht und dann ausgeklinkt.

Es war der erste Test des Raumgleiters mit Raketenzündung seit Januar. Berichten von Experten zufolge wurde diesmal eine andere Treibstoffmischung genutzt, die zuvor aber ausgiebig getestet worden sein soll. Insgesamt war es der 55. Testflug. Die maximale Flughöhe sollte 110 Kilometer betragen, also knapp über der Grenze zum Weltraum. Diese liegt bei einer Höhe von 100 Kilometern.

Geschwindigkeiten bis zu 4200 km/h

Die rund 18 Meter lange Passagierraumfähre flog laut Virgin Galactic mit Geschwindigkeiten von bis zu 4200 Kilometern pro Stunde. Sie sollte bereits vom kommenden Jahr an Weltraumflüge für Privatpersonen anbieten. Die Maschine bot Platz für zwei Piloten und sechs Passagiere, die bei dem Trip die Schwerelosigkeit erleben sollten.

Der Unfall ist der zweite schwere Rückschlag für die private Raumfahrt binnen weniger Tage. Erst am Dienstag war der unbemannte Raumtransporter "Cygnus" Sekunden nach dem Start im Bundesstaat Virginia explodiert. Er sollte rund 2,3 Tonnen Nachschub für die Internationale Raumstation ISS ins All bringen.

Die Tragödie schmerze all diejenigen, die ihr Leben der Erforschung gewidmet hätten, teilte die nicht an der Virginia Galactic-Mission beteiligte US-Raumfahrtbehörde Nasa mit. "Raumfahrt ist unglaublich schwierig, und wir loben die Leidenschaft aller in der Weltall-Gemeinde, die Risiken eingehen, um die Grenzen menschlicher Errungenschaften voranzutreiben."

DPA
fin/DPA

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