Aids "Kinder am Rande des Abgrunds"

Die Zahl der Kinder weltweit, die durch Aids ihre Eltern verloren haben, steigt stetig. Mittlerweile sind es rund 15 Millionen Waisen. Die meisten davon leben in Afrika. Häufig werden diese Kinder ausgegrenzt.

Kami ist fünf Jahre alt, quietschgelb, quicklebendig - und mit dem Aidsvirus infiziert. Die Plüschfigur hat keine Mutter mehr und gleicht damit den rund 15 Millionen Kindern, die durch Aids Vater, Mutter oder beide Eltern verloren haben. Kami hat in der großen Gemeinschaft der südafrikanischen Ausgabe der Sesamstraße eine neue Bleibe gefunden und bringt den Kindern vor dem Fernseher ihre Sicht der Dinge in Sachen Aids nahe. Das Kinderhilfswerk UNICEF hat dem Mädchen den Titel "Champion für Kinder" verliehen, und die Begegnung mit Kami war für UNICEF-Chefin Carol Bellamy der einzige Lichtblick bei der Vorstellung des Berichts "Kinder am Rande des Abgrunds" am Dienstag in Bangkok. Sie umarmte die Figur stellvertretend für die übrigen Betroffenen.

Die Zahl der Aidswaisen hat sich dem Bericht zufolge in den vergangenen zwei Jahren von 11,5 Millionen auf 15 Millionen erhöht. Die weitaus meisten leben in Afrika. Viele andere Kinder unter 18 Jahren leben mit kranken oder sterbenden Eltern, werden ausgegrenzt, sind wirtschaftlich schlechter gestellt, haben weniger Entwicklungschancen und sind damit wiederum anfälliger für Infektionen mit dem Aidsvirus.

"Das ist eine Schande"

Die Zahlen zeugten von einer "schreienden Ungerechtigkeit", sagte der Chef des Aidsprogramms der UN, Peter Piot. Selbst gesunde Kinder von an Aids gestorbenen Eltern würden ausgegrenzt. "Wenn der Vater im Krieg gestorben ist, ist er ein Held. Ist er an Aids gestorben, ist das eine Schande", sagte Piot. Dieses Thema nimmt auch die Sesamstraße auf und lässt ihren Kinderstar immer wieder gegen das Stigma von Aids kämpfen.

Auch andere Projekte kämpfen gegen das Stigma, um möglichst viele Kinder und Jugendliche zu erreichen und aufzuklären: Patcharin Khamjan (21) aus Thailand hat eine Theatergruppe gegründet und setzt sich für die Rechte der Frauen ein. Sie präsentierte eine Liste mit Forderungen, die junge Leute in die Lage versetzen sollen, ohne das Virus groß zu werden. Ava Rampersad (21) ist aus Trinidad nach Bangkok gekommen. Sie beantwortet in einer Fernsehsendung Fragen von Jugendlichen wie "Kann man sich im Schwimmbad mit HIV infizieren?" Chethana Charitha (18) aus Bangladesh verlangt von Erwachsenen in verantwortlicher Position: "Gebt uns die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche selbst zu informieren." Dazu müsse das tabuisierte Thema aber offen angesprochen werden. Zurzeit sei vielen Erwachsenden aber schon die Fragen eines Zwölfjährigen peinlich, ob Aids ein Problem sei.

Kinder vor Ausbeutung und Missbrauch schützen

Das Rezept gegen Aids und die dadurch verursachte Flut der Waisen sei klar, sagte Bellamy: "Haltet die Eltern am Leben und gesund, stellt eine gute Erziehung sicher und trefft Vereinbarungen, die Kinder vor Ausbeutung und Missbrauch schützen." UNICEF erwartet dennoch, dass die Zahl der Aidswaisen im Afrika südlich der Sahara von heute 12,3 Millionen auf rund 18,4 Millionen bis zum Jahr 2010 steigen wird und warnte vor der Destabilisierung vieler Länder durch die Aidskrise.

UNAIDS-Chef Peter Piot befürchtet, dass es auch in Asien eine große Welle an Waisenkinder geben könnte, wo 60 Prozent der Weltbevölkerung lebt. In Asien und Osteuropa steigen die Infektionsraten zurzeit besonders schnell. Auch dort müsse alles getan werden, um neue Infektionen zu verhindern, sagte Piot.

1, 5 Milliarden US-Dollar sollen Aidswaisen helfen

Rund 10 Prozent der im Januar 2003 von US-Präsident George W. Bush zur Bekämpfung von Aids bewilligten 15 Milliarden Dollar - 1,5 Milliarden Dollar - sollen Aidswaisen helfen. Das sagte Anne Petersen von der staatlichen US-amerikanischen Entwicklungshilfeorganisation USAID ebenfalls in Bangkok.

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Thilo Resenhoeft, DPA

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