Brasiliens Luftwaffe und Marine haben weitere Opfer des Airbus-Absturzes sowie Trümmer im Atlantik entdeckt. Drei Leichen wurden am Sonntag von der Marine im Gebiet des vermuteten Absturzes am Sonntag ausgemacht. Die beiden bereits am Samstag aus dem Meer geborgenen Toten werden noch an diesem Sonntag auf der Atlantik-Insel Fernando de Noronha erwartet. Dort sollen sie zunächst registriert und dann weiter zur Identifizierung aufs Festland in das rechtsmedizinische Institut in Recife gebracht werden. Geborgen wurden inwischen auch Teile der Tragfläche.
Die Behörden sammelten in Rio de Janeiro von den Verwandten der Flugzeuginsassen DNA-Proben, die bei der Identifizierung genutzt werden sollen. Die Suche nach den übrigen 226 Insassen des A-330 habe jetzt Vorrang: "Die Suchmission geht rund um die Uhr mit der Priorität, die Leichname zu finden, weiter", sagte Luftwaffensprecher Henry Munhoz. Alle Erkenntnisse würden an die Angehörigen weiter gegeben. Am Samstag wurden auch zahlreiche persönliche Gegenstände der Passagiere geborgen.
Darunter befinden sich ein Lederkoffer und ein Rucksack mit einen Laptop. Auch einen Impfpass und ein Ticket des Air-France-Fluges fanden die Suchmannschaften. Der Rucksack sei mit einem Namen gekennzeichnet, der aber nicht notwendigerweise zu einem der geborgenen Opfer gehören müsse. Zudem wurde ein Flugzeugsitz mit der Seriennummer 237011038331-0 aus den Fluten des Atlantik geholt. Allerdings müsse bei diesem Wrackstück noch die Bestätigung der Air France abgewartet werden. Auch Sauerstoffmasken wurden gefunden.
Die französische Fluggesellschaft Air France dankte den brasilianischen und französischen Behörden für ihre Anstrengen bei der schwierigen Suche im Atlantik. Die Nachricht von der Entdeckung der Leichen sei von sehr großer Bedeutung. Den Familien und Angehörigen der Passagiere und Besatzung von Flug AF 447 sprach Air France Mitgefühl aus. Eine Bestätigung dafür, dass die gefundenen Gegenstände wie der Sitz aus der Unglücks-Maschine kommen, wollte ein Sprecher am Abend aber zunächst nicht geben.
Intensive Suche nach Flugschreiber
In dieser Frage setzen die Experten vor allem darauf, dass sich win französisches Forschungsschiff mit Tauchgeräten, die noch aus 6000 Metern Tiefe Teile bergen können, Kurs auf die vermutete Absturzstelle halten. Außerdem hat Frankreich das Atom-U-Boot "Emeraude" mit seinen empfindlichen Horch- und Sonargeräten in Marsch gesetzt. Die US-Regierung stellte Frankreich zudem hochempfindliches Suchgerät zur Verfügung, das auf zwei Schiffen unterwegs ist. US- Präsident Barack Obama sagte Präsident Nicolas Sarkozy bei einem Treffen in der Normandie "alle Unterstützung bei der Aufklärung des Unglücks" zu. "Wir sind entschlossen herauszufinden, was passiert ist, und Frankreich zu unterstützen", sagte Obama. Es müssten so viel Informationen wie möglich gesammelt werden.
Das Wrack wird etwa 100 Seemeilen östlich des Mittelatlantischen Rückens vermutet. Dort ist die See mehrere Kilometer tief. "Wir suchen nicht auf gut Glück", betonte Arslanian. Dennoch schloss er nicht aus, dass die Flugschreiber vielleicht nie gefunden werden. Die Peilsender könnten sich von den Flugschreibern gelöst haben, sagte er. Ohne diese kleinen Metallzylinder wären die Flugschreiber für immer verloren. Dasselbe gilt, wenn die Flugschreiber in eine der vielen schmalen unterseeischen Felsspalten gerutscht sind. Die Sender können rund einen Monat Signale geben; dann geht ihnen der Strom aus.
Bekannt wurde am Samstag, dass ein Satellit der Bundesregierung 36 und 55 Stunden nach dem Absturz eine große Meeresregion vor Brasilien abgesucht habe. Dabei sei ein Trümmerteil geortet worden, sagte der Krisenkoordinator von Deutsche Aerospace, Stefan Voigt. Dieser Fund sei den französischen Behörden gemeldet worden. Es sei aber immer noch unklar, woher dieses Trümmerteil stamme - allem Anschein nach doch nicht von dem gesuchten Flugzeug, erklärte Voigt. Er bot weitere deutsche Hilfe bei den Ermittlungen an.
Air France ersetzte Geschwindigkeits-Sensoren
Die Fluggesellschaft Air France hat fünf Wochen vor dem Absturz ihres Flugs 447 nach Problemen mit dem Austausch von Geschwindigkeitssensoren an Airbus-Langstreckenflugzeugen begonnen. Wie das Unternehmen am Samstagabend in Paris mitteilte, wurde die Maßnahme eingeleitet, nachdem es an Airbus-Flugzeugen unterschiedlicher Typen Vereisungsprobleme mit den Sensoren gegeben habe, die die Fluggeschwindigkeit messen. Ermittler untersuchen derzeit, ob eine falsche Fluggeschwindigkeit zu der Katastrophe geführt hat, bei der in der vergangenen Woche alle 228 Insassen beim Flug von Rio de Janeiro nach Paris starben. Das verunglückte Flugzeug hatte kurz vor dem Absturz eine Geschwindigkeits-Fehlermeldung gegeben. Bereits zuvor habe es ähnliche Probleme gegeben, erklärten Ermittler.
Air France teilte weiter mit, die Vereisungs-Probleme sowohl an Airbus A330 wie auch A340 seien schon im Mai vergangenen Jahres aufgetaucht. Daraufhin habe man vom Hersteller Airbus Abhilfe gefordert. Der Flugzeughersteller habe Tests mit anderen Sensoren vorgeschlagen, obwohl es Zweifel an der Wirksamkeit dieser Maßnahme gegeben habe. Air France habe es deshalb abgelehnt, weiter zu warten und von sich aus Ende April diesen Jahres mit der Umrüstung begonnen. Airbus war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.