Fünf Jahre lang hatte Beate Zschäpe Gelegenheit, auszusagen. Aufzuklären, was sie über die Morde des NSU weiß. Sie hat es nicht getan. An (bis auf eine Ausnahme) allen vorangegangenen über 400 Verhandlungstagen hat sie geschwiegen. Nun, am letzten Verhandlungstag vor dem Urteil, spricht sie doch noch einmal.
Sie stellt sich als schwache Person dar. Ihr Schlusswort strotzt vor Selbstmitleid. Beate Zschäpe versucht, sich als Opfer hinzustellen. Das ist unerträglich angesichts der wahren Opfer des NSU. Das sind und bleiben die Ermordeten und ihre Angehörigen. Und nicht eine Frau, die mit Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos jahrelang im Untergrund gelebt hat, und stur vorgibt, nichts mit den politischen Morden der beiden zu tun zu haben. "Ich hatte und ich habe keinerlei Kenntnisse darüber, warum gerade diese Menschen an gerade diesen Orten von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos ausgewählt wurden", sagt sie. Zschäpe lebte isoliert mit den beiden Mördern zusammen. Schwer zu glauben, dass die drei nicht über die Mordpläne gesprochen haben.
Bedauert Beate Zschäpe wirklich?
"Ich bedaure, dass die Angehörigen der Mordopfer einen geliebten Menschen verloren haben. Sie haben mein aufrichtiges Mitgefühl", sagt Zschäpe. Würde sie das ernst meinen, hätte sie umfassend ausgesagt und so den Angehörigen zumindest die Ungewissheit genommen, warum ausgerechnet ihre geliebten Familienmitglieder sterben mussten.
"Der Inhalt meiner am 29. September 2016 selbst verlesenen Distanzierung von der rechten Szene soll deshalb als klares Zeichen gesehen werden, dass ich mit diesem Kapitel unwiderruflich abgeschlossen habe", sagt Zschäpe. Auch das ist wenig glaubwürdig. Viel mehr bleibt der Eindruck, Zschäpes Schweigen schützt bis heute ihre teilweise mitangeklagten NSU-Unterstützer.
Ihre rechten Freunde sind ihr wichtig, die Opferfamilien sind es nicht. Zschäpes Schlussworte sind ihr Versuch, ein mildes Urteil zu erwirken. Das ist legitim. Aber nicht aufrichtig.