Der Absturz eines Kleinflugzeugs in unmittelbarer Nähe zu Kanzleramt und Reichstagsgebäude in Berlin hat nach ersten Erkenntnissen der Behörden keinen terroristischen Hintergrund. Der Berliner Innensenator Ehrhart Körting sagte am Freitagabend an der Absturzstelle, es habe sich um einen Unfall oder Selbstmordabsicht gehandelt. Der Pilot, der vermutlich aus Brandenburg stammt, kam ums Leben. Weitere Menschen kamen nicht zu Schaden.
Das Ultraleichtflugzeug stürzte kurz vor 20.30 Uhr mitten auf die Wiese vor dem Reichstagsgebäude, ging sofort in Flammen auf und brannte völlig aus. Übrig blieb ein verkohltes Wrack. Die Reichstagskuppel wurde nach Augenzeugenberichten nach dem Absturz geräumt. Die Straße zwischen Kanzleramt und Reichstagsgebäude wurde gesperrt. Die Feuerwehr war mit 30 Fahrzeugen und 90 Mitarbeitern im Einsatz.
Die Polizei vermutet eine Selbstmordabsicht
"Das Flugzeug war nur mit dem Piloten besetzt", sagte Körting am Unfallort. Der Verstorbene stamme allem Anschein nach aus Brandenburg. Das Flugzeug sei im Berliner Umland gestartet. "Nichts, überhaupt nichts deutet auf einen terroristischen Hintergrund hin", betonte Körting. Hinter dem Absturz steckten "gegebenenfalls auch suizidale Absichten". Mutmaßungen über eine mangelhafte Luftsicherheit über dem Regierungsviertel wies Körting zurück.
Der Sprecher der Deutschen Flugsicherung, Axel Raab, sagte der Nachrichtenagentur AP: "Der Pilot war überhaupt nicht bei uns auf der Frequenz." Unter Berufung auf die Polizei erklärte Raab weiter, der Pilot sei in Strausberg gestartet, wo er seinem Sohn seine Autopapiere und Schlüssel gegeben habe. Die Polizei vermute eine Selbstmordabsicht, sagte Raab.
"Ich dachte, jetzt muss er doch etwas tun"
Die Berliner Feuerwehr erklärte, sie sei um 20.29 Uhr alarmiert worden. Kurze Zeit später seien die Rettungskräfte eingetroffen und hätten die Trümmer der abgestürzten einmotorigen Sportmaschine am Platz der Republik vorgefunden. Man habe vergeblich versucht, den Piloten zu reanimieren. Da es keine weiteren Schäden an Personen oder Gebäuden gegeben habe, sei ein Großteil der Kräfte wieder abgezogen worden.
Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur AP, er habe zunächst geglaubt, es handele sich um eine Art Showeinlage. Das Flugzeug sei sehr niedrig und sehr langsam neben dem Reichstagsgebäude geflogen. "Ich dachte, jetzt muss er doch etwas tun, entweder steigen oder landen", sagte der Architekt Alfred Koser.
"Focus": Absturz in Berlin in Zusammenhang mit Gewaltverbrechen
Nach Informationen des Magazins "Focus" steht der Absturz vermutlich in Zusammenhang mit einem Gewaltverbrechen. Die Frau des Piloten, der bei dem Aufprall getötet wurde, werde seit Montag vermisst. Der 39 Jahre alte Pilot aus Erkner bei Berlin habe sich am Donnerstag bei einer Vernehmung durch die Polizei in Widersprüche verwickelt. Die Polizei geht nach dem "Focus"-Bericht davon aus, dass die Ehefrau einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel.
Der Pilot war laut "Focus" am Freitag zunächst vom Flugplatz Eggersdorf im brandenburgischen Müncheberg mit seinem roten Doppeldecker vom Typ Kiebitz gestartet. An Bord hatte er nach diesen Angaben seinen 14-jährigen Sohn. Der 39-Jährige sei auf dem Flughafen Straussberg gelandet, habe seinen Sohn aussteigen lassen und sei dann weiter in Richtung Berlin geflogen.