Nach der Identifizierung von vier mutmaßlichen Attentätern der Londoner Anschläge konzentriert die britische Polizei ihre Ermittlungen nun auf die Suche nach den Drahtziehern. Polizei und Innenministerium wiesen am Mittwoch auf die Gefahr weiterer Attentate hin.
Trotz der Fortschritte bei der Fahndung nach den Tätern wäre es unglaublich leichtsinnig, weitere Anschläge in Großbritannien auszuschließen, sagten die Ermittler. Es wird angenommen, dass die Polizei sich zunächst noch einmal verstärkt Städten im nordenglischen West Yorkshire widmen wird. Dort waren am Vortag mehrere Häuser durchsucht und ein Mann festgenommen worden. Ersten Ermittlungsergebnissen zufolge haben möglicherweise vier junge Männer die Attentate in London begangen. Sie stammen aus pakistanischen Familien, sind aber in Großbritannien geboren und aufgewachsen. Alle vier sollen bei den Anschlägen ums Leben gekommen sein. Keiner von ihnen hatte irgendwelche Vorstrafen oder den Behörden bekannte Kontakte zu Extremisten.
Die Polizei rechnet dennoch mit Verbindungen zu einem radikal-islamischen Netz. "Eine Kernhypothese, die wir prüfen und weiter untersuchen müssen, ist, dass die Personen in einer größeren Gemeinschaft arbeiteten", sagte Innenminister Charles Clarke vor einer Sondersitzung mit seinen EU-Kollegen in Brüssel. Zuvor hatte er dem Rundfunksender BBC gesagt, das Land müsse sich auf weitere Gewalttaten einstellen. "Wir müssen damit rechnen, dass noch andere Menschen bereit sind, Dinge zu tun wie jene, die das am vergangenen Donnerstag getan haben." Clarke zeigte sich überrascht und schockiert darüber, dass die mutmaßlichen Täter allesamt britische Staatsbürger waren.
Freunde und Nachbarn beschrieben die zwischen 19 und 30 Jahre alten Männer als normale Jugendliche, die sich mehr für Sport als für Politik interessierten. Der Polizei zufolge waren sie in der vergangenen Woche gemeinsam nach London gefahren. Überwachungskameras zeigten die vier am Donnerstagmorgen mit Rucksäcken an der U-Bahn-Station King’s Cross. Anscheinend waren sie mit ihren Sprengsätzen in die drei U-Bahnen und den Nahverkehrsbus eingestiegen, in denen mindestens 52 Menschen getötet wurden.