Nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Toten auf mehr als 5000 gestiegen. Wie die örtlichen Behörden am Dienstag mitteilten, wurden in der Türkei mittlerweile 3419 Todesopfer gefunden. In Syrien zählten Behörden und Rettungskräfte in den von der Regierung in Damaskus kontrollierten Gebieten und in Territorien unter der Kontrolle von Rebellen insgesamt 1602 Todesopfer. Mehr als 20.000 Menschen seien verletzt worden, sagte der türkische Vizepräsident Fuat Oktay am Dienstag mit. Mehr als 5700 Gebäude seien eingestürzt. Orhan Tatar, Chef der Afad-Abteilung für Erdbeben und Risikoverminderung, rief die Menschen dazu auf, sich von beschädigten Gebäuden fern zu halten.
Die Wetterbedingungen seien sehr schlecht, sagte Tatar. Die Meteorologische Generaldirektion meldete für die betroffenen Regionen teils starken Schneefall, Platzregen und starke Winde. Die Temperaturen liegen teils um den Gefrierpunkt.
Das Erdbeben der Stärke 7,8 hatte das türkisch-syrische Grenzgebiet am frühen Montagmorgen getroffen. In den Stunden danach wurde die Region von mehr als 50 Nachbeben erschüttert. Eines von ihnen hatte die Stärke 7,5.
Suche nach Überlebenden in Syrien und der Türkei
In den betroffenen Gebieten wird weiter nach möglichen Überlebenden der Katastrophe gesucht. Doch die Opferzahl steigt stetig weiter und dürfte in den kommenden Tagen noch deutlich zunehmen. Eine Vertreterin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwies am Montag darauf, bei Erdbeben sei die Zahl der Todesopfer am Ende oft "achtmal höher als die ersten Bilanzen".
Auch die Versorgung der Überlebenden gestaltet sich schwierig. Aus Angst vor weiteren Gebäudeeinstürzen verbrachten viele Menschen in den Erdbebengebieten die Nacht bei eisiger Kälte im Freien.
Auch deutsche Hilfsorganisationen haben sich auf den Weg ins Krisengebiet gemacht. "Die große Herausforderung, vor der wir jetzt stehen, ist, dahin zu kommen, wo wir hin müssen", sagte der Leiter der Nothilfeabteilung der Malteser International, Oliver Hochedez, am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". Die Flughäfen seien überlastet und viele Straßen zerstört.
Nach Erdbeben kommen Kälte und Schnee
Aufgrund der niedrigen Temperaturen hätten die Malteser vor allem Decken, Wärmegeräte und Zelte im Gepäck. Wie lange sie in der Türkei bleiben werden, wissen die Helfer noch nicht. "Wir haben ein One-Way-Ticket", sagte Hochedez.
Auch das Technische Hilfswerk (THW) sei am Dienstag in die Türkei aufgebrochen, sagte THW-Präsident Gerd Friedsam im ZDF-"Morgenmagazin". "Wir haben unsere Schnelleinsatzeinheit für Bergungseinsätze, die speziell für Erdbebeneinsätze ausgebildet ist, mobilisiert." Zurzeit stünden die größeren Städte im Mittelpunkt. Man wolle sich zunächst einen Überblick der Lage verschaffen, um entsprechende Hilfe nachzuliefern, sagte Friedsam.