Flugzeugabsturz in den USA Kollision über Washington: Flugschreiber der Unglücksmaschine geborgen

Ermittler untersuchen den Voice-Recorder und den Flugdatenschreiber eines Flugzeugs, dass bei Washington D.C. verunglückte
Ermittler des National Transportation Safety Board (NTSB) untersuchen die Flugdatenschreiber des American Airlines Flugzeugs, das kürzlich in der Nähe von Washington D.C. mit einem Armeehubschrauber kollidierte
© Uncredited/NTSB/AP / DPA
Nach der Kollision eines Flugzeugs mit einem Militärhubschrauber bei Washington D.C. hoffen Experten auf Aufklärung durch die Flugschreiber. 40 Tote wurden bereits geborgen.

Nach dem Flugzeugunglück in Washington sind die beiden Flugschreiber aus der in den Fluss Potomac gestürzten Maschine geborgen worden. Der Cockpit-Stimmenrecorder und der Flugdatenschreiber werden jetzt ausgewertet, wie die US-Verkehrssicherheitsbehörde mitteilte.

Experten erhoffen sich von den Flugschreiberdaten – jeweils auch als Black Box bezeichnet – Erkenntnisse über die Unfallursache. Der Flugdatenschreiber zeichnet die Flugdaten auf, der Stimmenrekorder die Gespräche im Cockpit.

Am Mittwochabend war nahe dem Hauptstadtflughafen Ronald-Reagan-Airport (DCA), der direkt am Potomac liegt, eine Passagiermaschine mit 64 Menschen an Bord beim Landeanflug mit einem Militärhubschrauber kollidiert. Beide stürzten ins Wasser. An Bord des Helikopters waren drei Menschen. Medienberichten zufolge wurden mittlerweile 40 Leichen geborgen. Hoffnung, noch Überlebende zu retten, besteht nicht mehr.

Bericht: Kontrollturm am Flughafen Washington D.C. unterbesetzt

Wegen des kalten Wetters wurden die Bergungsarbeiten laut CNN am Abend über Nacht eingestellt. Um weitere Leichen zu bergen, muss der Rumpf des Flugzeugs gehoben werden. 

Unter den Passagieren waren nach Angaben des US-Eiskunstlaufverbands mehrere Eiskunstläufer und -trainer. Auch die russischen Weltmeister von 1994 im Paarlauf, Jewgenia Schischkowa und Wadim Naumow, saßen in der Maschine.

Nach ersten Erkenntnissen der FAA war der Kontrollturm am Reagan-Flughafen zum Zeitpunkt des Unglücks unterbesetzt, wie die "New York Times" berichtete. Die Besetzung sei "nicht normal für die Tageszeit und das Volumen des Verkehrs" gewesen, zitierte die Zeitung einen FAA-Bericht.

Donald Trump nutzt Flugzeugabsturz für politische Zwecke

Der Fluglotse, der die Hubschrauber im Umfeld des Flughafens geleitet habe, habe auch die landenden und startenden Flugzeuge instruiert, hieß es demnach in dem Bericht. "Diese Jobs werden typischerweise zwei Lotsen zugewiesen und nicht einem." Der Luftraum direkt über Washington ist oft überfüllt mit Flugzeugen, die Kurs zum oder vom Reagan-Flughafen nehmen, sowie militärischen wie zivilen Hubschraubern, in denen oft Politiker sitzen.

Derweil beziehen sich US-Medien auf Auswertungen von öffentlich zugänglichen Flugdaten, wonach der Hubschrauber höher geflogen sei als erlaubt. Die Obergrenze befinde sich auf diesen Strecken bei 200 Fuß (rund 60 Meter). Wenn sich der Helikopter auf dieser Höhe befunden hätte, wäre er unter dem Flugzeug geflogen, weil dieses auf etwa 400 Fuß gewesen sei, sagte der ehemalige NTSB-Ermittler Greg Feith dem Sender CNN.

US-Präsident Donald Trump nutzte das Unglück am Donnerstag für politische Zwecke, indem er die Politik seiner demokratischen Amtsvorgänger Barack Obama und Joe Biden für den Absturz verantwortlich machte. Bei einer Pressekonferenz vertrat der Rechtspopulist die Ansicht, von seinen Amtsvorgängern vorangetriebene Diversitäts- und Inklusionsprogramme hätten die Qualitätsansprüche an das Lotsen-Personal und damit die Sicherheitsstandards gesenkt.

Es war das schwerste Flugzeugunglück in den USA seit 2009. Damals waren nahe Buffalo im Bundesstaat New York 49 Menschen bei einem Absturz ums Leben gekommen.

AFP · DPA
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