Das Insekt starb vor etwa 47 Millionen Jahren – doch nicht nur die Fliege selbst, auch ihre letzte Mahlzeit sind bis heute erhalten gelblieben. Die Untersuchung des Mageninhalts der fossilen Fliege gebe Aufschluss über ihre Nahrungsgewohnheiten, berichtet die Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung. Senckenberg-Wissenschaftlerin Sonja Wedmann habe gemeinsam mit einem internationalen Team die bislang unbekannte Fliegenart aus dem Unesco-Weltnaturerbe Grube Messel entdeckt, sagte eine Sprecherin am Donnerstag der deutschen Presse-Agentur.
Fossile Fliege aus der Grube Messel in Hessen
Die Grube Messel ist ein stillgelegter Ölschiefer-Tagebau und befindet sich im Landkreis Darmstadt-Dieburg in Hessen. Zum Unesco-Weltnaturerbe ernannt wurde der Ort wegen seiner zahlreichen bedeutenden Fossilien, die Forscher im Laufe der Zeit dort zutage förderten, darunter eine ganze Reihe größerer Tiere wie ein Kranichvogel oder ein früher Primat. Es sind Funde aus dem Eozän, also einer Ära in der Erdgeschichte, die vor 56 Millionen Jahren begann und vor etwa 34 Millionen Jahren endete.
Aber auch sehr kleine Insekten können eine große Sensation sein – was die aktuelle Untersuchung zeigt. So konnten im Hinterleib des Insekts die Pollen verschiedener Pflanzen nachgewiesen werden. "Unsere neuesten Forschungsergebnisse zeigen, dass die Zweiflügler sich schon vor rund 50 Millionen Jahren von Blütenstaub ernährten", sagte Wedmann, deren Studie am Donnerstag im Fachjournal "Current Biology" veröffentlicht wurde.
Es handelt sich den Angaben zufolge um den ersten Hinweis, dass sich Fliegen dieser Familie in der Vergangenheit von Pollen ernährten – und es möglicherweise bis heute tun. Die Pollen konnten mit Hilfe von Photogrammetrie im Hinterleib des etwa elf Millimeter langen Tieres aus der Gattung Hirmoneura als dreidimensionale Aufwölbung sichtbar gemacht werden.
"Solche fossilen Nahrungsreste sind weltweit extrem selten", sagte Wedmann. "Sie geben uns Hinweise auf die Lebensweise, auf das Fressverhalten der Tiere, sowie auf die Umweltbedingungen, in welchen die Insekten damals gelebt haben."
In der Studie geht es auch um die Bedeutung von Fliegen als Pflanzen-Bestäuber vor 47 Millionen Jahren. "Wir gehen davon aus, dass sie eine wichtige Rolle beim Transport der Pollen und so für die Fortpflanzung mehrerer Pflanzenfamilien spielten – möglicherweise waren und sind Fliegen für die Bestäubung tropischer Pflanzen sogar wichtiger als Bienen", vermutete Wedmann.