Sein berühmtestes Werk mag die Mona Lisa sein – doch Leonardo da Vinci hatte noch deutlich mehr auf dem Kasten. Seine Unmengen an wissenschaftlichen Studien der menschlichen Anatomie und elaborierten Plänen für Erfindungen etablierten ihn als wahres Universalgenie. Nun wurde eine Ideen von ihm als funktional bewiesen: die sogenannte "Luftschraube".
Das Prinzip wurde von da Vinci zum ersten Mal in Manuskripten beschrieben, die zwischen 1487 und 1490 entstanden. Der Meister nannte sie "Helix Pteron", was sich auch mit "Spiralflügel" übersetzen lässt. Das Prinzip war so einfach wie revolutionär: Dreht man eine Spirale schnell, entsteht ein Auftrieb - der sie theoretisch anheben könnte, beschrieb da Vinci. Heute ist uns das Konzept wohlbekannt: Es ist das Funktionsprinzip des Hubschraubers.
Erfolg zum 500. Jubiläum
Nun hat eine Gruppe Studenten der Universität Maryland es noch einmal deutlich näher an da Vincis Ur-Entwurf erfolgreich zum Fliegen gebracht. Der Anlass war ein gemeinsam mit dem amerikanischen Helikopterverband veranstalteter Universitäts-Wettbewerb. Jedes Jahr wird dort ein von den Studenten selbst entworfener Helikopter prämiert. Zur Ehrung des 500. Todestag da Vincis im Mai 2019 galt es, ein Design zu entwickeln, das ganz nah an seinen Original-Manuskripten blieb.
Das Sieger-Konzept aus Maryland, "Elios" genannt, übersetzte den Entwurf in einen modernen Ansatz: Während da Vinci noch eine einzelne Spirale als Antrieb nutzen wollte, kombinieren die Studenten die Idee mit dem stabileren Flugkonzept eines Quadcopters - setzten also gleich vier der Spiralen ein. In Computersimulationen konnten sie so die Flugfähigkeit belegen. Und gewannen prompt den Preis.
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Überraschte Konstrukteure
Knapp 1,5 Jahre später wollte es ein Mitglied der Gruppe genau wissen. Und setzte den Entwurf im Rahmen seiner Masterarbeit in die Realität um. Er und seine Teammitglieder seien zunächst selbst skeptisch gewesen, erzählte Austin Prete gegenüber "Cnet". Doch dann hob die Drohne mit den Spiralflügeln tatsächlich ab. "Ich war völlig überrascht, dass es funktionierte", gestand Prete der Tech-Seite. Vorher hatte er seinen Bauprozess und ein Video des fliegenden Prototypen letzte Woche bei der Flugmesse 2022 Transformative Vertical Flight präsentiert.
Tatsächlich umsetzbar war das Design aber letztlich vor allem deswegen, weil Prete und sein Team auf andere Materialien zurückgreifen konnten, als es da Vinci möglich war. Während dessen Ur-Entwurf mit Leder, Metall und Holz auf damals verfügbare, aber eben leider auch sehr schwere und dichte Materialien beschränkt war, konnte Prete auf leichte Kunststoffe setzen.
Alte Idee, neue Möglichkeiten
Die Umsetzung war ebenfalls leichter. Statt immer neue Prototypen bauen zu müssen, konnte er die Aerodynamik am Computer simulieren, viele Fehler ließen sich so schon vor der Konstruktion korrigieren. Dass Elektromotoren und Akkus heutzutage einfach im Handel zu bekommen sind, hätte da Vinci sich wohl nicht mal träumen lassen.
Stolz dürfte der Erfinder wohl trotzdem gewesen sein. Denn trotz allen Fortschrittes bewies das Experiment letztlich vor allem eins: Die bereits 500 Jahre alte Idee funktioniert auch in der Praxis. Sie war ihrer Zeit nur eben weit voraus.
Quellen: Cnet, Konferenz-Seite