Irgendwann hatte ihm seine Oma diesen Zeitungsartikel gegeben, und Chase Dellwo zeigte sich als braver Enkel. Er las den Text - ohne zu wissen, dass er ihm einmal das Leben retten würde.
Vor wenigen Tagen war der junge Amerikaner mit seinem Bruder im US-Bundesstaat Montana auf der Jagd. Mit einer Armbrust bewaffnet streifte er durch die Gegend und wollte eine Herde Hirsche auf eine Anhöhe treiben. So konzentriert war der 26-Jährige bei der Sache, dass er ein ganz anderes Tier erst bemerkte, als es schon fast zu spät war. Dellwo stoppte - vor ihm lag ein dösender Grizzly.
Zwar versuchte der Jäger, sich davonzuschleichen, doch da hatte ihn das Tier schon entdeckt: Der Bär richtete sich auf, stürzte sich auf ihn - und biss ihn in den Kopf. Ein, zweimal gelang es Dellwo, sich loszureißen, doch der Bär ließ nicht ab. "Er war noch immer über mir und brüllte so laut, wie ich es noch nie gehört hatte", erzählte der Jäger der Zeitung "Great Falls Tribune". Ausgerechnet in diesem Moment erinnerte sich Dellwo an den den Artikel seiner Großmutter. "In dem Artikel hieß es, dass große Tiere starke Würgereflexe hätten", so Dellwo. Er handelte geistesgegenwärtig - und schob dem Grizzly einen Arm in den Rachen.
Diese Bewegung rettete ihm vermutlich das Leben. Das Tier ließ von ihm ab und Dellwo gelang es, zu fliehen und seinen Bruder zu finden. Seine Geschichte hat er mehreren Zeitungen erzählt, auch große Medien wie der "Guardian" berichteten davon. Fotos zeigen den jungen Mann mit Kopfverband, einem geschwollenen Auge und Wunden im Gesicht, aber sonst gesund. Dem Grizzly mache er keine Vorwürfe, sagt er: "Ich möchte, dass jeder weiß, dass es nicht die Schuld des Bären war. Er hatte genauso viel Angst wie ich."