Hurrikan "Dennis" hat nach seinem Zerstörungszug über Kuba jetzt Kurs auf die amerikanische Küste genommen. Der Sturm hatte dabei an Kraft verloren, dürfte über dem offenen Meer des Golfs von Mexiko aber wieder kräftig zulegen, warnten Meteorologen am Samstag.
"Über Land verliert ein Hurrikan den Brennstoff, den er braucht: warmes Wasser", sagte Ed Rappaport vom Hurrikan-Zentrum in Miami (Florida) im US-Fernsehen. "Zudem gibt es Reibungsverluste, weil das Terrain uneben ist." Er warnte, dass "Dennis" vor der Ankunft an der Küste zwischen Nord-Florida und Alabama voraussichtlich am Sonntagnachmittag neue Zerstörungskräfte sammeln werde.
Die kubanische Hauptstadt Havana lag genau in der Schneise des Sturms und wurde in der Nacht von peitschendem Regen und heftigen Winden heimgesucht. Präsident Fidel Castro sagte in einer Fernsehansprache, mindestens zehn Menschen seien ums Leben gekommen. Auf Haiti waren zuvor bereits fünf Sturmopfer beklagt worden. An der Ostküste Kubas waren nach Medienberichten 85 Prozent der Stromversorgung unterbrochen, 600.000 Menschen verbrachten die Nacht in Notunterkünften.
Die Keys sind wie ausgestorben
Auf der Inselkette der Keys vor Südflorida kündigte sich "Dennis" am Samstag bereits mit ersten Sturmausläufern an. Schwerer Regen prasselte nieder. Das Auge des Hurrikans war am Morgen noch gut 100 Kilometer entfernt, und sollte nach den Prognosen an der Westküste Floridas vorbeiziehen. Es bewegte sich mit rund 20 Kilometern in der Stunde in Richtung Nordwesten. Die Inseln waren wie ausgestorben, weil tausende Einwohner und Touristen in den vergangenen Tagen bereits nach Norden geflüchtet waren.
Vier amerikanische Bundesstaaten versetzten ihre Rettungskräfte in Alarmbereitschaft. Nach Angaben der Volkszählungsbehörde leben in dem Küstenstreifen von Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida 9,4 Millionen Menschen. Rund eine halbe Million Menschen haben ihre Häuser bereits verlassen.