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Heinrich VIII. und Katharina von Aragón Diese Kette lag vermutlich Jahrhunderte in der Erde von Mittelengland – jetzt soll ein Vierjähriger von ihr profitieren

Die Kette samt Anhänger stammt aus dem 16. Jahrhundert und gehörte vermutlich Heinrich VIII.
Die Kette samt Anhänger stammt aus dem 16. Jahrhundert und gehörte vermutlich Heinrich VIII.
© Dan Kitwood / Getty Images
Es stammt vermutlich von Heinrich VIII. und ist fast 500 Jahre alt. Ein 2019 auf einem Feld in England entdecktes Schmuckstück sorgt für Schlagzeilen auf der Insel. Von dem Fund profitieren soll nun ein Vierjähriger.

Heinrich VIII. – so viel ist überliefert – liebte das Leben, zumindest sein eigenes, und darin vor allem die Frauen, zumindest zeitweise. Sechs Ehen führte der frühere König von England (1509 bis 1547) aus dem Hause Tudor, zwei wurden annulliert, zwei Frauen starben vermutlich auf natürlichem Wege, zwei ließ der Herrscher hinrichten.

Das turbulente und grausame Liebesleben des Monarchen gerät jetzt, 476 Jahre nach seinem Tod, wieder in die britischen Schlagzeilen – und ein kleiner englischer Junge wird davon profitieren. Zu verdanken ist dies Charlie Clarke, einem 34-jährigen Gastronomen aus Birmingham.

Gastronom Charlie Clarke macht spektakuläre Entdeckung

2019 war Clarke britischen Zeitungen zufolge mit einem Metalldetektor in der Grafschaft Warwickshire in Mittelengland unterwegs, das Hobby hatte er erst einen Monat zuvor für sich entdeckt. Er war wieder einmal erfolglos geblieben, habe nur "Müll" entdeckt, wie er laut "Financial Times" erzählt. Autobatterien, Metallschrott. "Um ehrlich zu sein, hatte ich genug vom Graben", sagte Clarke – bis sein Detektor noch einmal anschlug. Und Clarke begann mit dem Graben. Rund 30 Zentimeter tief.

Dann habe er geschrien, "wie ein kleines Schulmädchen. Meine Stimme wurde ziemlich hoch", berichtet der Hobby-Schatzsucher dem "Guardian". Er hatte eine goldene Kette mit 75 Gliedern und einem herzförmigen Anhänger entdeckt. So einen Fund mache man "einmal in 30 Jahren", sagt Clarke. Doch ob das Schmuckstück wirklich einen Wert hatte, wusste er nicht, schließlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Clarke brauchte Fachleute.

Kette vermutlich aus dem Besitz von Heinrich VIII.

Die fand er im British Museum. Doch viel Hoffnung machten sie dem Finder nicht. "Wir haben hier die größte Sammlung von Edelmetallobjekten aus der frühen Tudor-Zeit. Keines von ihnen sieht so aus – sie sind tendenziell kleiner. Dinge wie diese haben nicht wirklich überlebt", sagt Rachel King, Kuratorin für Europäische Renaissance am British Museum. Es stand sogar die Vermutung im Raum, bei der Kette habe es sich um eine Fälschung gehandelt, berichtet das Forschungsfachblatt "Smithsonian Magazine".

Finder Charlie Clarke (l.) betrachtet die Kette im Londoner British Museum
Finder Charlie Clarke (l.) betrachtet die Kette im Londoner British Museum
© James Manning / PA Wire / Picture Alliance

Zur Sicherheit habe man die Kette aber noch einmal von weiteren Experten überprüfen lassen. Goldgehalt, Werkzeugspuren des Herstellers, Verarbeitungstechnik und Bestandteile ließen nur einen Schluss zu: Die Kette ist echt und aus dem 16. Jahrhundert, hergestellt um 1520, vielleicht anlässlich eines prunkvollen Gipfeltreffens zwischen Heinrich VIII. und Franz I., König von Frankreich, eventuell war sie auch ein Preis bei einem Ritterturnier.

Clarkes Sohn soll profitieren

Später sollte die Kette möglicherweise die zwischenzeitliche Liebe zwischen Heinrich VIII. zu seiner ersten Ehefrau Katharina von Aragón beweisen. Auf dem Anhänger sind ein "H" und ein "K" eingraviert, dazu ein Wortspiel aus dem französischen "toujours" und dem englischen "all yours". Verziert ist das Schmuckstück unter anderem mit einer Tudor-Rose. Belegen können die Wissenschaftler die mögliche Verbindung jedoch nicht. Und wie kam die Kette in den Boden von Warwickshire? "Wir wissen es nicht", sagt Museumskuratorin Ricarda King.

Heinrich VIII. und Katharina von Aragón auf zeitgenössischen Zeichnungen. Die beiden Adligen heirateten 1509. Mehrere Kinder des Paares kamen tot zur Welt oder starben kurz nach der Geburt, ehe 1516 Tochter Mary, die spätere Königin Maria I., geboren wurde. Da die beiden keinen männlichen Nachkommen hatten, wollte Heinrich, der bereits eine Affäre mit Anne Boleyn hatte, die Ehe auflösen lassen. Papst Clemens VII. lehnte ab. Erst 1533 lenkte der englische Klerus ein. Die Ehe wurde für ungültig erklärt. Katharina von Aragón musste den Hof verlassen und starb drei Jahre später an einer Krebserkrankung.
Heinrich VIII. und Katharina von Aragón auf zeitgenössischen Zeichnungen. Die beiden Adligen heirateten 1509. Mehrere Kinder des Paares kamen tot zur Welt oder starben kurz nach der Geburt, ehe 1516 Tochter Mary, die spätere Königin Maria I., geboren wurde. Da die beiden keinen männlichen Nachkommen hatten, wollte Heinrich, der bereits eine Affäre mit Anne Boleyn hatte, die Ehe auflösen lassen. Papst Clemens VII. lehnte ab. Erst 1533 lenkte der englische Klerus ein. Die Ehe wurde für ungültig erklärt. Katharina von Aragón musste den Hof verlassen und starb drei Jahre später an einer Krebserkrankung.
© Picture Alliance

Sicher ist: Dem Gastronomen aus Birmingham ist ein Sensationsfund gelungen. Etwas von dieser Größe und Bedeutung aus der Renaissance sei in Großbritannien seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr gefunden worden, berichtet King. "Die Qualität ist so, dass die Kette entweder von einem Mitglied des höheren Adels oder einem höherrangigen Höfling in Auftrag gegeben wurde oder irgendwie damit in Verbindung steht."

Der Fund wird nun im British Museum ausgestellt und sobald sein Wert taxiert ist, sollen Charlie Clarke und der Besitzer des Fundort-Grundstücks in der Grafschaft Warwickshire ihn jeweils zur Hälfte bekommen. Der 34-Jährige will das Geld nutzen, um seinem vierjährigen Sohn "die bestmögliche Ausbildung" zu ermöglichen. "Das ist alles, worum es wirklich geht." Zurzeit hat sein Nachwuchs aber noch andere Pläne für seine berufliche Zukunft, sagt sein Vater. Clarke Junior wolle später nur eines werden: Schatzsucher.

Quellen: "The Guardian", "Financial Times", "Smithsonian Magazine", BBC

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