Vor mehr als 12.000 Jahren wimmelte es in Südamerika angeblich von eiszeitlichen Großtieren – riesigen Bodenfaultieren zum Beispiel, oder auch hirschähnlichen Tieren mit länglichen Schnauzen. Diese ausgestorbenen Riesen gehören auch zu den vielen dargestellten Wesen, die in einer 13 Kilometer langen Kette aus Felsmalereien in der Serranía de la Lindosa im kolumbianischen Amazonas-Regenwald verewigt sind. Sie wurde laut einer in der Zeitschrift "Philosophical Transactions" veröffentlichten Studie von Menschen geschaffen, die zu jener Zeit im Amazonas-Regenwald lebten.
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Bilder von "Säugetieren mit großen Körpern" in Kolumbien entdeckt
"(Die Bilder) zeigen die ganze Vielfalt Amazoniens. Von Schildkröten und Fischen bis hin zu Jaguaren, Affen und Stachelschweinen“, sagte Studienautor José Iriarte, Professor am Institut für Archäologie an der Universität von Exeter in England, im Gespräch mit dem Sender CNN. Iriate nennt das Kunstwerk, das wahrscheinlich über Jahrhunderte hinweg gemalt worden ist, "die letzte Reise“, da es die Ankunft der Menschen in Südamerika widerspiegelt – der letzten Region, die vom Homo sapiens bevölkert wurde.
"Sie sind diesen Säugetieren mit den großen Körpern begegnet und haben sie wahrscheinlich gemalt. Und obwohl wir es nicht ganz genau sagen können, sind diese Gemälde jedenfalls sehr naturalistisch und wir können morphologische Merkmale der Tiere erkennen“, ergänzte Iriate.

Aber die Interpretation dessen, was Wissenschaftler da genau entdeckten, bleibt umstritten. Einige Archäologen meinen beispielsweise, dass die außergewöhnliche Erhaltung der Gemälde auf einen viel jüngeren Ursprung hindeute und dass es andere plausible Interpretationen für die abgebildeten Kreaturen gebe, fasst CNN zusammen.
Riesenfaultier versus Capybara
Beispielsweise könnte das von Iriarte und seinen Kollegen identifizierte Riesenfaultier in Wirklichkeit ein Capybara sein – ein großes Nagetier, das noch heute in der Region verbreitet ist.
Während Iriarte zugibt, dass die neue Studie sicherlich nicht das letzte Wort in dieser Debatte sein wird, zeigt er sich dennoch zuversichtlich, dass er und sein Forschungsteam Beweise für frühe menschliche Begegnungen mit einigen der verschwundenen Riesen der Vergangenheit gefunden haben. Eine weitere umfangreiche Untersuchung der Gemälde soll nun Aufschluss darüber geben, warum die früher unzweifelhaft vorhandenen Riesentiere ausgestorben sind.
Iriarte ergänzte im Gespräch mit CNN, dass bei archäologischen Ausgrabungen in der unmittelbaren Umgebung jedenfalls keine Knochen der ausgestorbenen Kreaturen gefunden wurden – was darauf hindeute, dass sie vielleicht keine Nahrungsquelle für die Menschen waren, die die Kunst geschaffen haben.
Quellen: CNN, "Philosophical Transactions"