Nazi-Schatz in Polen Finder versichern: Der Nazi-Zug existiert

Gibt es ihn nun - oder gibt es ihn nicht, den legendären "goldenen Zug"? Jetzt haben sich die angeblichen Finder des Schienenfahrzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg gemeldet und versichern: Ja, er existiert.

Zwischen tristen Plattenbausiedlungen und alten Häuserfassaden grassiert in Walbrzych das Schatzfieber. Für Glanz sorgt in der niederschlesischen Bergbaustadt das am Rande gelegene Schloss Fürstenstein. Und natürlich die Gerüchte über den angeblichen
"goldenen Zug", einen deutschen Panzerzug aus dem Zweiten Weltkrieg.

Für Walbrzych ist die Aufregung ein Segen - auch kommerziell. Nun wurden Fernsehteams und Reporter aus ganz Europa durch die Tunnelanlagen und Stollen unter der Stadt geführt. In so einem Stollen, so heißt es seit bald drei Wochen, soll sich auch der mysteriöse Zug verbergen. Viele der Medienvertreter aus und Kroatien, Großbritannien oder Dänemark belächelten den Hype um den Zug ein wenig als typische Sommerloch-Geschichte - und stiefelten dennoch unverdrossen durch die unterirdischen Gänge.

Die Walbrzycher warten unterdessen auf die offizielle Suchaktion. Gibt es ihn, den "Gold-Zug"? Die meisten meinen: Könnte doch sein. Ob er nun tatsächlich voll ist mit Raubgold der Nationalsozialisten, mit Rüstungsmaterial oder, so eine weitere Spekulation, mit den Plänen für eine Geheimwaffe - muss sich ebenso noch zeigen wie der Zug selbst.

Start der Suche ist noch unklar

Lange wurde gerätselt, wer den Hinweis auf den Zug gab. Nun präsentieren sich zwei Männer im Fernsehen als angebliche Finder. Es gebe den Zug, betonten Piotr Koper und Andreas Richter am Freitag im polnischen Fernsehsender TVP. "Wir besitzen Beweise für seine Existenz." Und sie seien zur Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium bereit, das am Freitag schon einmal Pioniere und Experten für chemische Waffen schickte, die die angegebene Fundstelle in Augenschein nahmen. Wann die eigentliche Suche losgeht, ist ungewiss. Das könne noch Wochen dauern, warnen die örtlichen Behörden vor übereilten Erwartungen. Bei weitem nicht alle sind überzeugt, dass es wirklich einen Zug gibt. Nach einer Sitzung des Währungsrates fragten aufgeregte Journalisten vor einigen Tagen Nationalbankchef Marek Belka, ob die erhofften Goldfunde zur Zahlung polnischer Staatsschulden verwendet würden. Belka war einen Moment sprachlos. "Der Zug ist doch bloß eine Ente", sagte er kopfschüttelnd.

Der vermutete Fundort soll stimmen

Das allerdings will in Walbrzych ganz bestimmt niemand hören - schon jetzt ist der touristische Werbeeffekt groß. Es wird bereits über die Zukunft des Zuges beraten, sollte er erst einmal freigelegt sein. Auf jeden Fall solle er in der Region bleiben, forderte der Chef der Breslauer Bezirksverwaltung schon mal vorsorglich. "Der Zug sollte als Touristenattraktion in Niederschlesien bleiben", sagt Koper, ein untersetzter Mann mit schütteren rotblonden Haaren. In einer von Anwälten verfassten Erklärung stellten Koper und sein deutscher Schatzsuch-Partner Richter sich als gründlich missverstanden dar. Niemals hätten sie die Informationen über den Fundort von einem zehnprozentigen Finderlohn abhängig gemacht, zu Unrecht würden sie als habgierig beschrieben. "Wir haben überlegt, einen bedeutenden Teil in die Einrichtung eines Museums über diese Entdeckung zu investieren."

Und überhaupt: So eine Schatzsuche sei alles andere als billig - auch wenn Koper im Fernsehinterview von "Sponsoren" sprach. Auf der Webseite der beiden Männer wird ein Bodenradar vorgestellt. Der Zug müsse nicht einmal auf Staatskosten zutage gefördert werden, versichern sie. Ihrer Meinung nach sei der Zug nicht vermint, widersprachen die Männer entsprechenden Gerüchten. Er befinde sich auch nicht in einem Tunnel der Bergbauregion, sondern sei verschüttet worden. Allerdings, so das Duo weiter: Der vermutete Fundort am Kilometerpunkt 65 der Bahnlinie, der stimme.

ins/DPA

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