In New Orleans geht das Wasser zurück: Rund eine Woche nach dem verheerenden Hurrikan "Katrina" sanken die Pegel in einigen tiefer gelegenen Stadtteilen um mehr als 30 Zentimeter. Auch konnte ein geborstener Damm repariert werden, durch dessen Loch die Fluten tagelang ungehindert in die Stadt geströmt waren.
Ungeachtet eines zweiten Besuchs von US-Präsident George W. Bush im Katastrophengebiet dauert die Kritik am Krisenmanagement der Regierung an. Die größte Zeitung im US-Staat Louisiana, die "Times-Picayune", druckte einen offenen Brief an Bush, in dem der Präsident aufgefordert wird, alle Beamten des Katastrophenschutzes (FEMA) zu entlassen.
Bush hat ungeachtet der Kritik die Hilfsmaßnahmen gewürdigt. Er räumte aber ein, dass es noch viel zu tun gebe. Am Sonntag machte das Weiße Haus mit Notstandsregelungen in acht weiteren Bundesstaaten den Weg für die Vergabe von Bundesgeldern für die Flüchtlingshilfe frei. Dazu gehören Florida, Oklahoma, Georgia und Colorado. Im Bundesstaat Texas, der alleine eine viertel Millionen Flüchtlinge aufgenommen hat, waren bereits am Samstag mit der Notstandserklärung Bundesgelder freigemacht worden.
"Wir haben noch viel Arbeit vor uns", sagte Bush in Baton Rouge. "Die Regierung tut auf allen Ebenen das Beste, was sie kann." Der Präsident lobte die Hilfsbereitschaft der Amerikaner als "einfach erstaunlich". Von Seiten der Streitkräfte hieß es, die Zahl der eingesetzten Soldaten werde von 7200 noch einmal auf 8500 aufgestockt. So würden die meisten der aus dem Irak heimkehrenden 2800 Nationalgardisten aus Louisiana im Überschwemmungsgebiet eingesetzt.
Persönlicher Dankesbrief an Gerhard Schröder
Bush begrüßte auch die internationale Unterstützung. In einem persönlichen Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder dankte er ihm ausdrücklich für "die enormen Hilfsangebote". Die Bundesregierung und das deutsche Volk hätten großzügig auf die Katastrophe reagiert. Dies sei ein Beweis "für den humanitären Geist und die engen Beziehungen zwischen unseren Ländern", schrieb der Präsident.
Die ehemaligen Präsidenten George Bush und Bill Clinton starteten in Houston offiziell die Spendensammelaktion für die Opfer. Mit dem Geld im "Bush-Clinton Katrina Fonds" soll zehntausenden Opfern, die meist ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben und oft keine Versicherungen hatten, Starthilfe gegeben werden. Zahlreiche US-Firmen haben schon Beiträge in Millionenhöhe angekündigt.
Unterdessen wurde auch ein 60 Meter breites Loch im Damm an der 17. Straße von New Orleans mit schweren Sandsäcken gefüllt werden, die von Hubschraubern abgeworfen wurden. Gleichzeitig wurde Wasser aus einem Kanal in den See Ponchartrain zurückgepumpt. Nach dem Dammbruch standen 80 Prozent der Stadt bis zu sechs Meter tief unter Wasser.
Fortschritte gibt es auch bei der Wiederherstellung der Stromversorgung. Nach Angaben Elektrizitätswerke waren am Dienstagmorgen allerdings immer noch mehr als 800.000 Haushalte ohne Strom. Unterdessen gingen Polizisten von Haus zu Haus, um Bewohner zu finden, die weiterhin in New Orleans ausharrten. Zahlreiche Menschen widersetzten sich der neuerlichen Anordnung zur Evakuierung. "Wir haben ihnen gesagt, dass die Stadt zerstört ist", sagte der stellvertretende Polizeichef W.J. Riley. "Es gibt hier keinen Grund zu bleiben, keine Lebensmittel, keine Arbeitsplätze, einfach nichts."
Riley schätzt, dass sich noch bis zu 10.000 Menschen in New Orleans aufhalten. Mindestens 155.000 Bewohner wurden aus dem Katastrophengebiet in Sicherheit gebracht, wie das Heimatschutzministerium mitteilte. Die meisten von ihnen wurden in 560 neu eingerichtete Sammelunterkünfte gebracht. Die Zahl der offiziell bestätigten Todesopfer stieg bis Montag auf 246, darunter 160 in Mississippi und 71 in Louisiana. Der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, schätzt jedoch, dass allein in New Orleans etwa 10.000 Menschen ums Leben kamen. Auch US-Gesundheitsminister Michael Leavitt erklärte, es müsse mit tausenden Toten gerechnet werden.