Stundenlang kämpften rund 400 Feuerwehrleute gegen die Flammen, die aus der Pariser Kathedrale Notre-Dame schlugen – am Dienstagvormittag gaben die Retter dann endlich Entwarnung: Das Feuer in dem Wahrzeichen der französischen Hauptstadt ist komplett gelöscht, die Feuerwehr konnte die Glockentürme retten, und auch die Struktur des Kirchenschiffs konnte weitgehend erhalten werden.
Es war ein Brand von ungeheurem Ausmaß, davon konnte sich jeder am Fernseher überzeugen. Für die Einsatzkräfte war das Feuer eine enorme Herausforderung, nicht nur weil sie lange Zeit brauchten, bis sie an den Einsatzort gelangen konnten (lesen Sie dazu hier mehr im stern).
Bestimmte Eigenheiten des gotischen Bauwerks erschwerten die Löscharbeiten zusätzlich, wie ein ehemaliger Feuerwehrmann im US-Sender CNN erläuterte: die jahrhundertealten Dachbalken von Notre-Dame, ihre Steinfassade und die schiere Größe der Kathedrale (127 Meter lang, 40 Meter breit und bis zu 33 Meter hoch). "Schon in den ersten 20 Minuten des Brandes war klar, dass es ein schlimmes Feuer werden könnte", erklärte Gregg Favre dem Sender. Nachdem die Balken im Dach gebrannt hätten, sei es für die Feuerwehrleute durch die steinernen Außenhaut schwierig gewesen, an die Quelle der Flammen zu gelangen. Die Steine seien heiß geworden und hätten den Rauch im Inneren gehalten, Löscharbeiten im Kirchenschiff seien dadurch zunächst verhindert worden. Zusätzlich habe das Feuer durch die Höhe des Gebäudes und den darin enthaltenen Sauerstoff immer wieder neue Nahrung erhalten. "Die Einsatzkräfte waren schon benachteiligt, bevor sie überhaupt aus der Feuerwache ausgerückt sind", so der Ex-Feuerwehrmann. Auf seinem Twitterkanal gibt Favre weitere sachkundige Einschätzungen zu der Brandentwicklung ab.

Lob für Feuerwehreinsatz an Pariser Notre-Dame
Ein Löschangriff mit Flugzeugen oder Hubschraubern aus der Luft, wie es unter anderem US-Präsident Donald Trump geraten hatte (lesen Sie hier im stern mehr dazu), sah ein Experte im CNN-Interview als nicht zweckmäßig an. "Kein Pilot kann Wasser punktgenau fallen lassen, während er sich mit mehreren Hundert Stundenkilometern über den Brandherd hinweg bewegt", sagte Glenn Corbett, Professor für Feuerwissenschaft am New Yorker John-Jay-College für Strafrecht. Auch der Einsatz von Hubschraubern sei keine Option gewesen. "Eines der Probleme ist der thermische Aufwind", so der Wissenschaftler. "Sie können keinen Hubschrauber in heißer Luft fliegen, sie ist zu dünn dafür."
Die französische Zivilschutzbehörde erklärte ergänzend, dass ein massiver Wasserabwurf über Notre-Dame zu enormen Schäden an der Statik der Kathedrale geführt hätte.
Ins gleiche Horn bließ Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes. Die von Trump vorgeschlagene Lösung sei "absoluter Humbug", sagte er der Nachrichtenagentur DPA. "Dann kommt es zum Gebäudeeinsturz und dann hat man genau das Gegenteil von dem erreicht, was man will."
Und doch: Trotz aller Schwierig- und Widrigkeiten gelang es den 400 Feuerwehrleuten, das Unesco-Weltkulturerbe Notre-Dame im Wesentlichen zu bewahren. "Das war eine enorme Anstrengung", lobte Ex-Feuerwehrmann Favre. "Ich denke, jeder Feuerwehrmann würde Ihnen sagen, dass dies ein großes Ereignis war und die eingesetzten Einsatzkräfte gar nicht hoch genug gelobt werden können."

Quellen: CNN, Twitterkanal von Gregg Favre, Nachrichtenagentur DPA