Ölpest am Golf von Mexiko Auch BP spricht jetzt von Katastrophe

Während am Golf von Mexiko die Stimmung der Bevölkerung in Zorn umschlägt, redet jetzt auch der Verursacher der Ölpest Tacheles: BP nennt sie "katastrophal". Der Kampf dagegen geht kaum voran. Der Konzern streitet mit der US-Regierung um eine Chemikalie und hat weniger Öl abgesaugt als vermutet.

Mehr als einen Monat nach nach dem Versinken der Bohrinsel "Deepwater Horizon" breiten sich am Golf von Mexiko Zorn und Hoffnungslosigkeit aus. Zum Wochenbeginn rechneten Experten mit der massiven Verseuchung eines Küstengebietes westlich des Mississippi. BP-Geschäftsführer Bob Dudley räumte am Sonntag erstmals ein, dass die Ölpest "katastrophal" sei. Es wird befürchtet, dass in den kommenden Tagen immer mehr Öl an vorgelagerten Inseln vorbei in die zahlreichen kleinen Buchten und ins Marschland des US-Staates Louisiana dringt.

Ein Versuch, den anhaltenden Ölstrom ins Wasser zu stoppen, soll nach Dudleys Worten jetzt am Dienstagabend oder am frühen Mittwochmorgen beginnen. Dabei soll das Bohrloch durch den Beschuss mit einer schweren Schlamm-Masse geschlossen werden. Ursprünglich wollte BP das Manöver bereits am Sonntag starten, aber die Vorbereitungen dauern länger als gedacht, weil die Aktion kompliziert ist.

Klappt sie nicht, will das Unternehmen die sprudelnde Ölquelle zum Verstopfen mit Golfbällen und Gummiteilen bombardieren. Danach gebe es noch andere Möglichkeiten, sagte Dudley dem Sender CNN. "Wir werden es immer weiter versuchen, wir werden nicht bis August warten." Im August sollen die Bohrarbeiten an zwei Nebenzugängen zum Hauptbohrloch abgeschlossen sein. Dadurch würde BP dann eine schwere Flüssigkeit und Zement einleiten, um die Quelle zu versiegeln.

Weniger abgesaugtes Öl als angenommen

Am Wochenende waren Roboter am Meeresgrund in 1500 Metern Tiefe dabei, Ausrüstung für das als "Top Kill" bezeichnete Schlamm-Bombardement in Position zu bringen. Beginnt es schließlich, wird es nach Medienberichten mindestens eine Woche dauern, bis man weiß, ob das Loch tatsächlich verschlossen wurde. In die Operation sind drei große Schiffe und 16 Unterwasser-Roboter eingebunden.

Das Öl sprudelt hauptsächlich aus einem Steigrohr, das beim Versinken der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 22. April abgerissen ist. Zwar saugt BP seit einer guten Woche einen Teil direkt aus der Leitung ab, aber trotzdem tritt weiter tonnenweise Öl ins Wasser aus. Wie viel genau, ist nach wie vor unklar. BP teilte inzwischen mit, dass die Menge abgesaugten Öls geringer ist als zuletzt angegeben. Wie ein Unternehmenssprecher der Deutschen Presse-Agentur (DPA) sagte, sind es nur gut 300 Tonnen - statt 700 - täglich. Die Diskrepanz erklärte er damit, dass BP die Kalkulationsmethode geändert habe.

Im Kampf gegen die Ölpest hatte das Unternehmen in den vergangenen Tagen auch die Chemikalie Corexit 9500 unter Wasser in der Nähe der Lecks eingesetzt, um das austretende Öl zu zersetzen. Die US-Umweltbehörde EPA wies das Unternehmen aber an, spätestens von Montag an auf ein anderes, weniger giftiges Mittel umzusteigen. BP beharrt indessen auf der weiteren Verwendung von Corexit - es verursache weniger Langzeit-Umweltschäden als andere Mittel und sei zudem wirkungsvoller, zitierte CNN aus einer BP-Mitteilung. Die Behörde prüfe jetzt die Stichhaltigkeit des Arguments und werde dann entscheiden.

DPA
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