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Alpenverein Österreichische Gletscher schmelzen so schnell wie nie zuvor – spätestens in 50 Jahren könnten die Alpen dort eisfrei sein

Gletschermesser 2022 auf der PasterzeGletschermesser 2022 auf der Pasterze
Sehen Sie im Video: Gletscherschmelze am Gepatschferner in den Ötztaler Alpen im Zeitraffer.
Der Österreichische Alpenverein hat seinen aktuellen Gletscherbericht vorgestellt. Das Ergebnis ist ernüchternd. Und eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht.

Wenig Neuschnee und steigende Temperaturen führen dazu, dass die österreichischen Gletscher schmelzen – und das schneller, als in der bisherigen Gletschergeschichte. Zu diesem Ergebnis kommt der Österreichische Alpenverein (ÖAV) in seinem aktuellen Gletscherbereicht. Demnach verloren die Eisriesen 2022 durchschnittlich 29 Meter Länge. Das ist der höchste Wert seit Ende des 19. Jahrhunderts und in der gesamten Messgeschichte. Zum Vergleich: 2021 waren die Eismassen nur um 11 Meter geschrumpft.

Spätestens in 50 Jahren könnten Österreichs Alpen "so gut wie eisfrei" sein, prognostizieren Forscher. Grund dafür sei der Klimawandel. "Die Gletscher zehren noch von Eisreserven der Vergangenheit und wären schon verschwunden, würden die gegenwärtigen Klimabedingungen nicht erst seit 1990, sondern schon ein paar Jahrzehnte länger anhalten", heißt es vom ÖAV.

Für den Bericht wurden 78 Gletscher untersucht. Den stärksten Schwund verzeichnet der Alpenverein am Schlatenkees in Osttirol. Dort gingen die Schneemassen um 89 Meter zurück. Auf Platz zwei der Verlierer liegt die Pasterze, Österreichs größter Gletscher. Er liegt im Bundesland Kärnten und büßte 87 Meter ein. Ähnlich stark betroffen ist auch der Diemferner in den Ötztaler Alpen. Fehlender Schnee im Winter des Vorjahres und überdurchschnittlich heiße Sommer sind nach Einschätzung von Andreas Kellerer-Pirklbauer vom Institut für Geografie an der Uni Graz, das den Bericht im Auftrag des Alpenvereins erstellt, dafür verantwortlich.

Schon im Juli 2022 seien die Schneereserven aufgebraucht gewesen. Dadurch sei das Gletschereis nicht mehr ausreichend geschützt. "Das Eis ist sozusagen das Erbe, und (...) wenn es ein guter Winter und ein guter Sommer für die Gletscher wäre, bleibt viel von diesem Erbe zurück – das war aber nicht der Fall. Viel von dem Eis ist weggeschmolzen", erklärt er dem österreichischen Sender ORF.

Gletscherschmelze lässt sich nicht mehr aufhalten

Die Folgen: fehlende Wasserspeicher im Gebirge und regionale Trockenheit. "Kein Gletscher verfügt somit über ein nennenswertes Nährgebiet, sondern die österreichischen Gletscher waren beinahe vollständig zu Zehrgebieten geworden", heißt es in dem Bericht des Alpenvereins. Auch Überschwemmungen und Schlammlawinen könnten häufiger werden, sagt ÖAV-Vizepräsidentin Ingrid Hayek.

Um den Gletscherschwund aufzuhalten, ist es bereits zu spät, glaubt Kellerer-Pirklbauer. Zehn kalte Winter in Folge könnten die Eismassen zwar stabilisieren, die großen Gletscherzungen würden sich dennoch weiter zurückziehen. "Wir bräuchten wirklich eine dramatische klimatische Veränderung, dass sich die Gletscher wieder erholen können, und das sieht aktuell nicht so aus.“

Der Gletscherschwund ließe sich derzeit nur bis ins nächste Jahrhundert hinauszögern. Ohne massive Maßnahmen wären spätestens 2075 alle 900 Gletscher in Österreich verschwunden sein. Bei manchen könnte es auch schneller gehen.

Quellen: Österreichischer Alpenverein, ORF, mit Material von DPA

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