Es sollte eine fröhliche Busfahrt nach Dresden werden, und sie endete für mindestens 13 Rentner aus Nordrhein-Westfalen mit dem Tod. Bei dem schwersten Busunglück in Deutschland seit 15 Jahren sind auf der Autobahn Dresden-Magdeburg 13 Menschen ums Leben gekommen. Die Saale, die sich gemächlich durch das Tal schlängelt, war wohl das Letzte, das die Senioren vor dem tragischen Unfall am Montag sahen. Rund 800 Meter hinter der Saalebrücke bei Plötzkau rammt ein Lastwagen den Bus von hinten, das Fahrzeug durchbricht die rechte Leitplanke, stürzt etwa zehn Meter eine Böschung hinunter und bleibt auf dem Dach liegen.
An der Unfallstelle bietet sich den alarmierten Rettungskräften von Feuerwehr, Polizei und medizinischen Diensten ein Bild des Grauens. Fieberhaft bergen die Helfer die Opfer aus dem völlig zertrümmerten Buswrack. Verletzte werden mit Krankenwagen und Hubschraubern in umliegende Krankenhäuser gebracht, die Toten notdürftig mit Decken zugedeckt und auf eine angrenzende Wiese gelegt. Neben ihnen liegt ihr Gepäck, schwarze und blaue Reisetaschen, ein grüner Koffer ist auch dabei.
Auch vier Stunden nach der Katastrophe ist nicht klar, ob schon alle Opfer aus dem Bus geborgen sind. Mit einem mächtigen Kran heben die Rettungskräfte den Bus an, um dort noch nach möglichen Verletzten oder Toten zu suchen. Um den Bus herum finden sich Kleidungsstücke der Menschen, blutverschmierte blaue Sitzpolster, ein Nackenkissen, mit dessen Hilfe es sich ein Businsasse bequem machen wollte. Wasserflaschen aus dem Gepäckraum liegen im Gras, daneben eine Plastikdose mit selbst gebackenen Plätzchen als Reiseproviant. Etwas höher auf der Fahrbahn künden unzählige Glas- und Metalltrümmer und eine auf etwa dreißig Metern Länge zerstörte Leitplanke von der Tragödie. Der völlig zertrümmerte Lastwagen, der auf den Reisebus auffuhr, steht auf der Überholspur.
Lastwagen ist völlig zertrümmert
Auch die Rettungskräfte sehen solche Bilder nicht jeden Tag. Klar ist, dass neben den Verletzten und den Angehörigen der Opfer auch etliche Einsatzkräfte psychologische Hilfe brauchen. "Ich bin stolz auf Euch", lobt ein Wehrleiter seine erschöpften Helfer. "So viele Menschen, so viele Schicksale. Das habt Ihr gut gemacht", meint ein Feuerwehrmann. "So etwas möchte ich nie wieder sehen", stöhnt ein junger Retter von der Freiwilligen Feuerwehr Bernburg.
Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) ist bestürzt über das schwere Busunglück. "Es handelt sich um den schwersten Verkehrsunfall in der Geschichte Sachsen-Anhalts", sagt er bei einem Besuch an der Unfallstelle. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen. Das Zusammenspiel der Rettungskräfte und die Bergung der Opfer habe nach seiner Einschätzung sehr zügig und gut funktioniert. Es sei für alle Beteiligten eine außergewöhnlich seltener Unglücksfall gewesen. "Das ist eine ganz bittere Erfahrung."